Einmarsch 1938

Aus Braunau History
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Der deutsche Einmarsch im März 1938 [1]

Adolf Hitler, Braunau, 12.03.1938, Foto: Lehnert
L'anschluss réalisé, Le chancelier Hitler...dans son village natal de Braunau An Inn, Zeitung "L'Illustration, Nr. 4959, 19. März 1938

"... hier soll noch kurz der Grenzübertritt der Spitzen der 7. Division bei Braunau dargestellt werden. Diese Operation wurde vom VII. Armeekorps geleitet, gehört aber in den Rahmen des massiven Stoßes der deutschen 8. Armee, während die übrigen Operationen des VII. Armeekorps (Marsch über Salzburg nach Osten) vornehmlich der Flankensicherung dienten. Im Raum Simbach, gegenüber von Braunau, trafen die ersten Transporte der 7. Infanterie-Division am Nachmittag des 11. März ein. Das 1. Bataillon des Infanterie-Regiments 19 wurde um 14:00 Uhr auf dem Bahnhof Simbach entladen. Dieser Bahnhof befindet sich im Sicht- und Schussfeld vom österreichischen Ufer des Inns aus. Da Simbach Grenzbahnhof war, befanden sich außerdem zwei österreichische Zollbeamte im Bahnhofsbereich, die interessiert der Ausladung zusahen und die deutschen Soldaten sogar davor warnten, über die Geleise zu gehen, um nicht von durchfahrenden Zügen überfahren zu werden. Ein Eintreffen der nicht motorisierten Teile der 7. Division im Bereitstellungsraum Simbach war jedenfalls "nur ... unter den Augen der Österreicher möglich", wie im Kriegstagebuch der 7. Division festgestellt wurde.

Im Raum Simbach war beabsichtigt, handstreichartig den Übergang über die Straßen- und Eisenbahnbrücke zu erzwingen. Gleichzeitig sollten etwas stromabwärts von Braunau Pioniere mit Artillerieunterstützung den Fluß überschreiten und die Voraussetzung zum raschen Bau einer Kriegsbrücke schaffen. Dazu wurden am Abend und während der Nacht das Gerät für eine 180 Meter lange 8-Tonnen-Brücke über den Inn bereitgestellt, falls die "Brücke Braunau in die Luft fliegen sollte". Der Nachmittag des 11. März war mit Erkundungs- und Vorbereitungsmaßnahmen ausgefüllt. Erst ab 22.00 Uhr kam das Bataillon "bis auf das Bereitlegen der Floßsäcke längs des Ufers ... allmählich zur Ruhe". Der Schreiber des Kriegstagebuchs der 7. Division vermerkte eine allgemein ernste Stimmung: "Wohl für alle ist es ein bitterer Gedanke, den blutsverwandten Österreichern, Bundesgenossen aus ungezählten Schlachten im Weltkriege, möglicherweise mit der Waffe in der Hand entgegentreten zu müssen."

Da die 7. Infanterie-Division bis in die Abendstunden des 11. März erst zur Hälfte im Bereitstellungsraum eingetroffen war (und überdies auch die Gebirgs-Division noch nicht vollzählig war), erwog das Korpskommando gegen 20.00 Uhr, den Grenzübertritt erst zu Mittag des 12. März zu beginnen. Gleichzeitig aber traf eine Nachricht von der Regierungsumbildung in Wien ein, die kurz darauf bestätigt wurde. Vom Westufer des Inn aus beobachteten Soldaten einen großen Fackelzug in Braunau, der sich bis zur Staatsgrenze in der Mitte der Straßenbrücke bewegte. Verschiedene Gerüchte sprachen davon, dass die österreichische Truppen Braunau bereits geräumt hätten. "Diese, wenn auch unbestätigte, Nachrichten hoben die Stimmung. Man durfte hoffen, dass es überhaupt zu keinem Kampf kam." Das Oberkommando 8 erwog sogar, die Grenzbrücke schon um Mitternacht zu besetzen, doch entschloss man sich zum Abwarten, da es nicht sicher schien, "ob die Bekanntmachung durch Rundfunk, keinen Widerstand zu leisten, jetzt schon bis zu den einzelnen Posten an der Grenze durchgedrungen sei. Dadurch könnte ein Unheil entstehen." Selbst am Morgen des 12. März war Oberstleutnant Günther Blumentritt des Infanterie-Regiments 19 noch nicht sicher, ob seine Soldaten nicht von feindlichem Feuer empfangen würden. Jedenfalls bezog die deutsche Artillerie kurz nach 04.00 Uhr die am Abend zuvor erkundeten Feuerstellungen auf dem Kirchberg bei Simbach, und beim Hellwerden waren das Artillerie-Regiment 7 sowie die schweren Artillerie-Abteilung II/46, die irrtümlich der 7. Division unterstellt worden war, feuerbereit.

Um 05.30 Uhr überschritten zwei Züge der 1. Kompanie des Infanterie-Regiments 19 die beiden Brücken. Die Straßensperre auf österreichischer Seite war bereits durch österreichische Zollbeamte beseitigt worden. Oberstleutnant Blumentritt erinnerte sich später: "Die Fenster öffneten sich, überall wird Licht gemacht und ganze Trupps von Einwohnern stürzen mit ausgebreiteten Armen auf die Truppe los. Zum ersten Male werden den Leuten Blumen überreicht und die Pferde mit Brot und Äpfel gefüttert. Für alle ein unvergesslicher Eindruck! Schon bahnt sich der kommende 'Blumenkrieg' an. Nur an der Eisenbahnbrücke erscholl in der Dunkelheit ein Ruf 'Hände hoch! 'Weiteres erfolgte aber nicht. Kein Schuss fällt." Um Braunau als Brückenkopf zu sichern, rückte die 1. Kompanie gleich weiter nach Osten vor: Um 06.05 Uhr durchquerten sie Dietfurt und erreichte um 06.30 Uhr St. Peter, etwas über vier Kilometer östlich von Braunau, wo auch der Regimentsgefechtsstand eingerichtet wurde. Der schriftliche Divisionsbefehl für den Vormarsch bis St. Peter traf allerdings erst eine Viertelstunde später ein. Die 3. Kompanie war inzwischen der 1. Kompanie gefolgt und hatte die Sicherung des Brückenkopfes am südlichen Ortsrand von Braunau übernommen. Zur gleichen Zeit überquerten deutsche Soldaten auch bei Burghausen den Inn. Um 06.30 Uhr betraten einige Offiziere das Geburtshaus Hitlers und begannen im Gästebuch eine neue Seite mit der Überschrift "Am Tage des Einmarsches deutscher Truppen in Österreich". [2]

Neue Warte am Inn, 16.03.1938

Einzelnachweise

  1. Schmidl, Erwin A., Der "Anschluß" Österreichs - Der deutsche Einmarsch im März 1938, Bernard & Graefe Verlag, Bonn 1994, S. 166 f.
  2. Kriegstagebuch des Pionier-Bataillons 7, zitiert bei Schmidl, "Anschluß", S. 167 und Fußnote 638