Umgang mit der Vergangenheit
Inhaltsverzeichnis
Die Änderung der Straßennamen 1945
"Über Auftrag des Stadtkommandanten müssen die Straßennamen, die an das 3. Reich mahnen, umbenannt werden. Dem Gemeinderat wird die Neuauswahl der Namen später mitgeteilt werden."
Aus dem Protokoll der Sitzung des Braunauer Gemeinderates am 17. Juni 1945
"Der Sektionsobmann Herr Schmied ersucht in Angelegenheit der
Straßenbezeichnung der Stadt Braunau am Inn das Gemeindeausschußmitglied,
Herrn Auer um entsprechenden Bericht und Vorschlag.
Herr Gemeinderat Auer teilt mit, daß es notwendig sei, den von der
nationalsozialistischen Regierung umbenannten Straßen wieder den
jetzigen Verhältnissen entsprechende Bezeichnungen zu verleihen und
schlägt vor:
Adolf Hitlerplatz Stadtplatz | wieder | Stadtplatz |
Adolf Hitlerstr. | wieder | Salzburger-Vorstadt |
Franz-Ertl-Ring | wieder | Ringstrasse |
Baldur v. Schirachstr. | wieder | Jubiläumsstrasse |
Nürnbergerstr. | wieder | Thalstrasse |
SA-Straße | wieder | Laabstr |
Die Straße bei Deinhammer | neu | Hugo-von-Preen-Str. |
In der Werkssiedlung Ranshofen | ||
Wöhler-Strasse | neu | Pfalzstraße |
Clemens-Simonstr. | neu | Kloster-Strasse |
Fritz Todtstr. | neu | Benno Maier-Strasse |
In der Gartenstadt | ||
Walter v. Reichenaustr. | neu | Franz Ambergerstr. |
Günther Prienstr. | neu | Adolf Wenger-Str. |
Helmuth Wickstr. | neu | Josef Reischl-Str. |
Werner Mölderstr. | neu | Dr. Rudolf Guby-Str. |
Ernst Udetstr. | neu | Josef Reiter-Str. |
Engelbert Endrasstr. | neu | Franz Stelzhammerstr. |
Beispiel | Beispiel | Beispiel |
Beispiel | Beispiel | Beispiel |
Gegen den Vorschlag entsteht kein Einwand. Herr Bürgermeister teilt mit, daß er die nach Braunauer-KZ-Angehörigen benannten Strassen in Form einer würdigen Feier mit den zuständigen Strassentafeln versehen wird. Der Antrag wurde einstimmig angenommen."
Aus dem Protokoll der Sitzung des Braunauer Gemeinderates am 4. Oktober 1945
Mahnstein
Stolpersteine in Braunau
Stolpersteine ist das Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Mit diesen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine sind kubische Betonsteine mit einer Kantenlänge von 96 × 96 Millimeter und einer Höhe von 100 Millimetern, auf deren Oberseite sich eine individuell beschriftete Messingplatte befindet. Sie werden in der Regel vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der NS-Opfer niveaugleich in das Pflaster des Gehweges eingelassen. Mittlerweile finden sich rund 42.500 Steine nicht nur in Deutschland, sondern auch in 15 weiteren europäischen Ländern.
In Braunau erinnern die Stolpersteine an das Schicksal folgender Personen:
Laabstraße 75: Hier wohnte Franz Amberger, Jahrgang 1887, hingerichtet 12.2.1943, München-Stadelheim
Laabstraße 1: Hier wohnte Michael Nimmerfahl, Jahrgang 1882, denunziert, Gestapohaft Wien
Linzer Straße 36: Hier wohnte Anna Sax, Zeuge Jehova, Jahrgang?, Heilanstalt Bernburg, ermordet 1942 Aktion T-4
Laabstraße 51: Hier wohnte Adolf Wenger, Jahrgang 1983, KZ Mauthausen, ermordet 7.4.1944
Braunauer Zeitgeschichte Tage
Der Verein für Zeitgeschichte mit dem Sitz in Braunau am Inn wurde 1993 gegründet. Seine Aufgabe sieht er in der Förderung des Geschichtsbewußtseins durch die Organisation von eigenen Veranstaltungen und durch die Mitwirkung bei Veranstaltungen, die ähnlichen Zwecken dienen. Die gesamte Tätigkeit des Vereins wird vom Vorstand geleitet, dem auch Vertreter politischer Parteien im Gemeinderat von Braunau angehören. Braunauer Zeitgeschichte Tage