Braunau - Hitlers Geburtsstadt: Unterschied zwischen den Versionen
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Beschluß für die Ernennung des Reichskanzlers Adolf Hitler nach Ansicht des Gemeinderates unmöglich erscheinen würde."[3],[4] | Beschluß für die Ernennung des Reichskanzlers Adolf Hitler nach Ansicht des Gemeinderates unmöglich erscheinen würde."[3],[4] |
Version vom 1. August 2013, 08:21 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Mein Kampf: Im Elternhaus
"Als glückliche Bestimmung gilt es mir heute, dass das Schicksal mir zum Geburtsort gerade Braunau am Inn zuwies. Liegt doch dieses Städtchen an der Grenze jener zwei deutschen Staaten, deren Wiedervereinigung mindestens uns Jüngeren als eine mit allen Mitteln durchzuführende Lebensaufgabe erscheint!
Deutschösterreich muss wieder zurück zum großendeutschen Mutterlande, und zwar nicht aus Gründen irgendwelcher wirtschaftlicher Erwägungen heraus. Nein, nein: Auch wenn diese Vereinigung,wirtschaftlich gedacht, gleichgültig, ja selbst wenn sie schädlich wäre, sie möchte dennoch stattfinden. Gleiches Blut gehört in ein gemeinsames Reich. Das deutsche Volk besitzt so lange kein moralisches Recht zu kolonialpolitischer Tätigkeit,solange es nicht einmal seine eigenen Söhne in einen gemeinsamen Staat zufassen vermag. Erst wenn des Reiches Grenze auch den letzten Deutschen umschließt,ohne mehr die Sicherheit seiner Ernährung bieten zu können, ersteht aus der Not des eigenen Volkes das moralische Recht zur Erwerbung fremden Grund und Bodens.
Der Pflug ist dann das Schwert, und aus den Tränen des Krieges erwächst für die Nachwelt das tägliche Brot. So scheint mir dieses kleine Grenzstädtchen das ymbol einer großen Aufgabe zu sein. Allein auch noch in einer anderen Hinsicht ragt es mahnend in unsere heutige Zeit. Vor mehr als hundert Jahren hatte dieses unscheinbare Nest, als Schauplatz eines die ganze deutsche Nation ergreifenden tragischen Unglücks, den Vorzug, für immer in den Annalen wenigstens der deutschen Geschichte verewigt zu werden. In der Zeit der tiefsten Erniedrigung unseres Vaterlandes fiel dort für sein auch im Unglück heißgeliebtes Deutschland der Nürnberger Johannes Palm, bürgerlicher Buchhändler,verstockter "Nationalist" und Franzosenfeind. Hartnäckig hatte er sich geweigert, seine Mit-, besser Hauptschuldigen anzugeben. Also wie Leo Schlageter. Er wurde allerdings auch, genau wie dieser, durch einen Regierungsvertreter an Frankreich denunziert. Ein Augsburger Polizeidirektor erwarb sich diesen traurigen Ruhm und gab so das Vorbild neudeutscher Behörden im Reiche des Herrn Severing.
In diesem von den Strahlen deutschen Märtyrertums vergoldeten Innstädtchen, bayerisch dem Blute, österreichisch dem Staate nach, wohnten am Ende der achtziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts meine Eltern;der Vater als pflichtgetreuer Staatsbeamter, die Mutter im Haushalt aufgehend und vor allem uns Kindern in ewig gleicher liebevoller Sorge zugetan. Nur wenig haftet aus dieser Zeit noch in meiner Erinnerung, denn schon nach wenigen Jahren musste der Vater das liebgewonnene Grenzstädtchen wieder verlassen, um innabwärts zu gehen und in Passau eine neue Stelle zu beziehen; also in Deutschland selber.
Allein das Los eines österreichischen Zollbeamten hieß damals häufig wandern. Schon kurze Zeit später kam der Vater nach Linz und ging endlich dort auch in Pension. Freilich "Ruhe" sollte dies für den alten Herrn nicht bedeuten. Als Sohn eines armen, kleinen Häuslers hatte es ihn schon einst nicht zu Hause gelitten. Mit noch nicht einmal dreizehn Jahren schnürte der damalige kleine junge sein Ränzlein und lief aus der Heimat, dem Waldviertel. fort. Trotz des Abratens "erfahrener" Dorfinsassen war er nach Wien gewandert, um dort ein Handwerk zu lernen. Das war in den fünfziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Ein bitterer Entschluss, sich mit drei Gulden Wegzehrung so auf die Straße zu machen ins Ungewisse hinein. Als der Dreizehnjährige aber siebzehn alt geworden war, hatte er seine Gesellenprüfung abgelegt, jedoch nicht die Zufriedenheit gewonnen. Eher das Gegenteil. Die lange Zeit der damaligen Not, des ewigen Elends und Jammers festigte den Entschluss, das Handwerk nun doch wieder aufzugeben, um etwas "Höheres" zu werden. Wenn einst dem armen Jungen im Dorfe der Herr Pfarrer als Inbegriff aller menschlich erreichbaren Höhe erschien, so nun in der den Gesichtskreis mächtig erweiternden Großstadt die Würde eines Staatsbeamten. Mit der ganzen Zähigkeiteines durch Not und Harm schon in halber Kindheit "alt" Gewordenen verbohrte sich der Siebzehnjährige in seinen neuen Entschluss - und wurde Beamter. Nach fast dreiundzwanzig Jahren, glaube ich, war das Ziel erreicht. Nun schien auch die Voraussetzung zu einem Gelübde erfüllt, das sich der arme Junge einst gelobt hatte, nämlich nicht eher in das liebe väterliche Dorf zurückzukehren, als bis er etwas geworden wäre. Jetzt war das Ziel erreicht; allein aus dem Dorf ekonnte sich niemand mehr des einstigen kleinen Knaben erinnern, und ihm selber war das Dorf fremd geworden. Da er endlich als Sechsundfünfzigjähriger in den Ruhestand ging, hätte er doch diese Ruhe keinen Tag als "Nichtstuer" zu ertragen vermocht. Er kaufte in der Nähe des oberösterreichischen Marktfleckens Lambach ein Gut, bewirtschaftete es und kehrte so im Kreislauf eines langen, arbeitsreichen Lebens wieder zum Ursprung seiner Väter zurück.
In dieser Zeit bildeten sich mir wohl die ersten Ideale. Das viele Herumtollen im Freien, der weite Weg zur Schule sowie ein besonders die Mutter manchmal mit bitterer Sorge erfüllender Umgang mit äußerst robusten Jungen ließ mich zu allem anderen eher werden als zu einem Stubenhocker. Wenn ich mir also auch damals kaum ernstliche Gedanken über meinen einstigen Lebensberuf machte, so lag doch von vornherein meine Sympathie auf keinen Fall in der Linie des Lebenslaufes meines Vaters. Ich glaube, dass schon damals mein rednerisches Talent sich in Form mehr oder minder eindringlicher Auseinandersetzungen mit meinen Kameraden schulte. Ich war ein kleiner Rädelsführer geworden, der in der Schule leicht und damals auch sehr gut lernte, sonst aber ziemlich schwierig zu behandeln war."
Die Persönlichkeit Adolf Hitlers
"Der vielgenannte Hitler der in der Aufpeitschung der Massen stets die erste Rolle gespielt hat, wurde 1889 in Braunau am Inn als Sohn eines aus Deutschböhmen eingewanderten, scharf deutschnational gesinnten Zollbeamten geboren. Frühzeitig verlor er seine Eltern. Nachdem er vier Jahre die Unterrealschule in Linz besucht hatte, kam er nach Wien zur Erlernung der Dekorationsmalerei und im gleichen Gewerbe sowie zur weiteren Ausbildung 1913 nach München. Bei Ausbruch des Krieges trat er als Freiwilliger in ein Münchener Infanterie-Regiment ein, mit dem er den ganzen Feldzug mitmachte und zweimal verwundet wurde. Namentlich als Meldegänger zeichnete er sich, wie ihm erst kürzlich ein Oberst bezeugte, durch Mut und Selbstverleugnung aus. Er erhielt auch das Eiserne Kreuz 1. Klasse.
Nach der Auflösung des alten Heeres trat er in die Reichswehr ein, schied jedoch im Spätherbst 1919 wieder aus ihr aus. Mitbegründer der nationalsozialistischen Partei gelangte er bald an ihre Spitze. Im Herbst 1920 war er zum erstenmal als Redner aufgetreten. Als großenationalsozialistische Exzesse bei einer Versammlung des von Ingenieur Ballerstedt gegründeten „Bauernbundes“ 1922 seine Verurteilung zu drei Monaten Gefängnis wegen Landfriedensbruches und Körperverletzung zur Folge hatten, gewann er zu seinen Erfolgen auch noch den Nimbus des Märtyrers.
Hitler ist unverheiratet, einen bürgerlichen Beruf übte er nicht aus, seine Tätigkeit war ausschließlichder Organisation seiner Partei und der Agitation gewidmet. Hitler hat den in Böhmen entstandenen Nationalsozialismus nach Bayern verpflanzt. Dabei ging er sehr wirksam vor. Eine gewaltige Reklame für seine Sache, aber auch für seine Person setzte ein und seine unaufhörlichen Versammlungen, großmächtig plakatiert, aber auch mit gewaltigen Kraftsprüchen gewürzt, lenkten die Aufmerksamkeit auf ihn. In den Versammlungen wurde für Aug’ und Ohr gesorgt, das Sensationsbedürfnis des Publikums durch Musik und militärisch aufgemachte Aufzüge befriedigt! Hitler wurde gefeiert bis zu einem Grad, der die besonnenen Elemente abstieß, der Hohn und Spott weckte. Man bezeichnete den Malergehilfen als den reinsten Friedrich II., als neuen Bismarck, als den Retter Deutschlands." Neue Warte, 15.11.1923
Hitler 1920, Innsbruck
Die Nationalsozialistische Arbeiterpartei (NSDAP) ist eine winzige und in sich zerstrittene Bewegung. Als Hitler 1920 erstmals als noch wenig bekannter Redner in Innsbruck auftritt, macht sich die sozialdemokratische „Volkszeitung“ über ihn lustig. In diesem Pressebericht wird Hitlers Name noch falsch geschrieben:
„Also, das war gestern wirklich eine Massenversammlung. Der große Stadtsaal war voll – von leeren Sesseln. Als Erster sprach ein gewisser Hittler aus München,der so etwas wie ein Führer sein soll. Es war für die Nationalsozialisten bezeichnend: Solange der Redner sachlich sprach, herrscht unheimlich eisiges Schweigen, nur hie und da gab jemand durch ein lautes und vernehmliches Gähnen zu verstehen, der ‚hochgeehrte Gast’ möge endlich mit dem faden Gesumse aufhören.
Der Redner schien dies aber nicht zu verstehen, erst als ein Klaqueur in Intervallen von je zwei Minuten immer wieder ‚Pfui Juden' schrie, begriff er den Stupfer und legte eine neue, mehr hetzige Walze ein, so daß auch die glücklich Schlummernden erschrocken erwachten und ‚Hepp,hepp, Jud, Jud!’ brüllten. So sachlich der Redner begann, so unheimlich geistlos endete er. Aber das eine muß ihm auch der Neid lassen: Lungenkrank und asthmaleidend ist der gute Mann nicht. Der Überfluß an Lungenkraft kann abertrotzdem das Minus an geistiger Kraft nicht ersetzen.“ Volkszeitung, 2.10.1920.
Hitler 1920, St. Pölten
"Als er in meinen Armen lag". Wie ein Sozialdemokrat Adolf Hitler 1920 das Leben rettete.
Im heißen Wahlkampfherbst des Jahres 1920, elf Tage vor der Wahl zur Nationalversammlung am 17. Oktober, lud die Ortsorganisation St. Pölten der NSDAP auf roten Plakaten mit dem knalligen Titel "Die Revolution" zu einer "öffentlichen Vereins-Versammlung" in den St. Pöltner Stadtsaal: "Darüber, wie die von den Juden begonnene und nach Erreichung ihrer Ziele verratene Revolution in deutschem Geiste fortgesetzt und beendet werden kann, werden (. . .) Adolf Hitler, München, der Führer der nationalsozialistischen Partei im Deutschen Reiche, und Walter Gattermayer, Wien, Vorsitzender des Reichsverbandes der nationalen Gewerkschaften Österreichs, sprechen."
Im deutschnationalen Lokalblatt, der "St. Pöltner Deutschen Volks-Zeitung", wurden am 30. September 1920 zwar gelinde andere Themen, aber die gleichen Versammlungsredner angekündigt: "Am 6. Oktober, 8 Uhr abends, spricht im großen Stadtsaal der Führer der süddeutschen Nationalsozialisten Adolf Hitler über 'die nationalsozialistische Bewegung im Deutschen Reich'. Hierauf spricht Gewerkschaftsobmann Walter Gattermayer über 'die Wahlen und wir'." Auf jeden Fall ist der rassistische und antisemitische Ungeist der damaligen Kleinstpartei mitten in der sozialdemokratischen Hochburg St. Pölten bereits voll entwickelt - auf den Plakaten heißt es: "Juden und sonstige Nichtdeutsche werden gebeten, der Versammlung fernzubleiben."
Die Sprengung gegnerischer Wahlversammlungen gehörte in diesen Tagen durchaus zum politischen Handwerk, so wie etwa heute Meinungsumfragen oder Fernsehwerbespots. Daher war der große St. Pöltner Stadtsaal am Tag der NSDAP-Versammlung, dem 6. Oktober 1920, auch zum Bersten gefüllt - allerdings nicht ausschließlich mit Nationalsozialisten, die bei der Wahl zur konstituierenden Nationalversammlung im Jahr 1919 gerade gezählte 164 St. Pöltner für sich gewinnen konnte.
"Neben einem nicht zu großen Häuflein Deutschnationaler und Gelber waren auch viele Arbeiter und Angestellte gekommen, die sich die neuesten 'Revolutionäre' ansehen wollten. Da ist den großmauligen Veranstaltern der Komödie rasch das Herz in die Hose gefallen und der Herr 'Wahlwerber' Gattermeyer, der in St. Pölten war, zog es vor, sich - krankheitshalber 'entschuldigen' zu lassen", höhnte die sozialdemokratische St. Pöltner Wochenzeitung "Volkswacht" im nachhinein am 14. Oktober 1920, die im übrigen die Nationalsozialisten konsequent als "Gelbe" titulierte. Die "Volkswacht" weiter: "Der Herr Gattermeyer und seine Freunde haben schon gewusst, warum er so plötzlich 'krank' werden musste. Sie wollten eben den gegen diesen 'Siegfriedler' mit Recht erbitterten Arbeitern und Angestellten keine Gelegenheiten zum Angriff bieten."
Als Gegenredner zu Hitler trat in der aufs Äußerste gespannten Atmosphäre des Stadtsaales der sozialdemokratische Nationalratsabgeordnete Heinrich Schneidmadl auf. Der damals 34-jährige gelernte Schriftsetzer war nicht nur Vizebürgermeister der St. Pöltner Nachbargemeinde Wagram-Stattersdorf, sondern als Chefredakteur der in St. Pölten erscheinenden "Volkswacht" auch so etwas wie der Propagandachef der lokalen Sozialdemokratie. Was das Versammlungsthema "Revolution" betraf, war das aufstrebende politische Talent Schneidmadl ein absoluter Praktiker: Als Mitglied eines zwölfköpfigen Nationalrats für den Bezirk St. Pölten, in dem die Sozialdemokraten den Ton angaben, hatte er gemeinsam mit führenden Parteifreunden der Region wie etwa Hubert Schnofl und Ferdinand Gerdinitsch bei einer Massenversammlung streikender Arbeiter am 30. Oktober 1918, ohne erst besondere Weisungen aus Wien abzuwarten, die Macht in St. Pölten und dessen weitem Umland ergriffen.
Dieser Nationalrat bildete auch alsbald einen militärisch-polizeilichen Arm, die Volkswehr, und setzte seine neugewonnene revolutionäre Macht entschlossen durch, wie die christlichsoziale "St. Pöltner Zeitung" zu berichten wusste: "Dichtbesetzte Soldatenzüge passierten St. Pölten, wiederholt musste die Volkswehr gegen excedierende Tschechen oder Ungarn und heimkehrende Kriegsgefangene einschreiten, nicht selten kam es zu ungemütlichen Szenen. Auf der Reichsstraße rast ein Automobil hinter dem anderen, alle werden schließlich angehalten und durchsucht, Waren in großer Menge und aller Art beschlagnahmt."
Adolf Hitler ist zum Zeitpunkt der St. Pöltner NSDAP-Versammlung am 6. Oktober 1920 nominell bloß "Propagandaobmann" dieser Splitterpartei und als Revolutionär ein reiner Theoretiker, (noch) nicht mehr als ein Dampfplauderer, um es auf gut österreichisch auszudrücken. Bereits seit 29. September ist er als Versammlungsredner in ganz Österreich unterwegs. In der "Volkswacht" vom 14. Oktober berichtete höchstwahrscheinlich Heinrich Schneidmadl selbst über den Beginn des Duells der beiden Versammlungsredner: "Herr Hitler beschränkte sich denn auch - der Not gehorchend, nicht dem eigenen Trieb - anstatt der geplanten Hetzrede gegen die Sozialdemokraten einen mehr farblosen Vortrag über den deutschen Friedensvertrag zu halten." Dagegen vermeldete die deutschnationale "St. Pöltner Deutsche Volks-Zeitung", dass "der Führer der nationalsozialistischen Arbeiter im Deutschen Reiche, Adolf Hitler (. . .) ungemein sachlich und tiefschürfend den Hungerfrieden von Versailles erläuterte".
"Eine recht nette Taucherei". Die "Volkswacht" informierte folgendermaßen über den weiteren Gang der Ereignisse: "Mit großem Beifall begrüßt, nahm dann Abgeordneter Genosse Schneidmadl das Wort, der die 'großdeutsche' Politik im allgemeinen und die der Gelben im besondern mit beißendem Spott zerpflückte." Dagegen berichtete die "St. Pöltner Deutsche Volks-Zeitung": "Nur einige Jungen, die gekommen waren, die Versammlung zu sprengen, verlangten nach eineinhalbstündiger Rede Hitlers Schluss und - Herrn Schneidmadl!" In seinen bisher unveröffentlichten Memoiren "In der ersten und Zweiten Republik", die auf Grund der Fertigstellung in seinem Todesjahr 1965 durchaus den Charakter einer profanen Beichte haben, berichtete Heinrich Schneidmadl selbst über das dramatische Ende der Versammlung: "Als ich schloss, sprangen einige besonders heißblütige Versammlungsteilnehmer auf das Podium, und es begann eine recht nette Taucherei, in deren Mittelpunkt bald auch Hitler geraten war. Ich fürchtete, dass ein Unbesonnener sich an ihm tätlich vergreifen und so unseren Gegnern einen willkommenen Beweis sozialdemokratischer Unduldsamkeit liefern könnte."
Die meisten St. Pöltner Arbeiter verfügten als Weltkriegsveteranen, als Mitglieder der Volkswehr oder von Soldatenräten sowohl über militärische Ausbildung als auch über Waffen. Das nämliche galt für ebenfalls anwesende Christlich-Soziale. Hitlers Leben hätte bei der turbulenten Massenschlägerei im St. Pöltner Stadtsaal durchaus durch einen Schlag, einen Bajonettstich oder einen Schuss ein vorzeitiges Ende finden können. Zumindestens hätte er wohl ganz böse Prügel bezogen - wenn da nicht Heinrich Schneidmadl gewesen wäre: "Ich umfasste daher Hitler, um ihn zu schützen. Als er so in meinen Armen lag, sagte er mir, dass er noch ein paar Worte an seine Anhänger richten möchte." In dieser bedrängten Lage blieb Hitler natürlich nichts anderes übrig, als zu kapitulieren und sich wie ein geprügelter Hund davonzustehlen. Der Sieger auf der Walstatt, Heinrich Schneidmadl, sah das auch so: "Als es mir gelungen war, die Ruhe wieder einigermaßen herzustellen, trat Hitler vor und forderte seine Anhänger auf, mit ihm den Saal zu verlassen. Diese Rede, die kürzeste seines Lebens, fand rauschenden Applaus. Gefolgt von etwa 100 Mann zog Hitler ab."
Unter dem Titel "Missglückter 'nationalsozialistischer' Eroberungszug" veröffentlichte Schneidmadl am 14. Oktober in der "Volkswacht" eine agitatorische Melange aus Bericht und Kommentar über die gesprengte NSDAP-Versammlung und beging darin zwei eklatante, politische Fehleinschätzungen: "Der 'nationalsozialistische' Eroberungsfeldzug in St. Pölten ist jämmerlich missglückt und am 17. Oktober werden es die Herren wieder schwarz auf weiß bekommen, wie wenig sie bedeuten." Die erste, allerdings nicht die gröbste Fehleinschätzung betraf das Ergebnis der Wahl zur Nationalversammlung im Gerichtsbezirk St. Pölten am 17. Oktober 1920. Die NSDAP erreichte nämlich in diesem Wahlkreis 788 Stimmen und steigerte damit gegenüber der Wahl zur konstituierenden Nationalversammlung im Jahr 1919 ihre Stimmen um 48 Prozent. Dagegen fielen die Sozialdemokraten als Mehrheitspartei im Gerichtsbezirk St. Pölten von 17.024 (1919) auf 14.085 Stimmen zurück, verloren also über 17 Prozent ihrer Wähler.
Der Dank des Führers. Als Hitler am 14. März 1938 einen Nachmittag lang in St. Pölten als Ursurpator Zwischenstation macht, hat er sich an seinen Lebensretter Heinrich Schneidmadl erinnert und sich ausdrücklich nach dessen Befinden erkundigt. Heinrich Schneidmadl als Mitglied der Niederösterreichischen Landesregierung von 1927 bis zum Verbot der SPÖ 1934 einer der führenden Sozialdemokraten des größten österreichischen Bundeslandes wird auch nicht verhört, nicht verhaftet, nicht nach Dachau deportiert, sondern bleibt völlig unbehelligt. Dafür weiß er aber offenbar sehr gut, was er seinem hohen Mentor schuldig ist, und erklärt am 10. April 1938 in der "Wienerwald-Rundschau" völlig im Gegensatz zur offiziellen Parteilinie der österreichischen Sozialdemokratie: "Für mich ist der Anschluss die Erfüllung geschichtlicher Notwendigkeit. Ich stimme am 10. April mit 'Ja' und bin gewiss, dass meine Freunde und Gesinnungsgenossen es eben so halten werden."
Aber die Fürsorge Adolf Hitlers für seinen Lebensretter Heinrich Schneidmadl ging offenbar noch wesentlich weiter, wie der St. Pöltner Historiker Siegfried Nasko kürzlich herausgefunden hat: "So vermittelte ihm Reichsstatthalter Dr. Hugo Jury eine nebenberufliche Stelle bei der Anker Versicherungs AG in Wien. (. . .). Da die Versicherung als 'kriegswirtschaftlich wichtiges Unternehmen' eingestuft war, bewahrte sich Schneidmadl auch vor der Einrückung zum Zweiten Weltkrieg. 1943 wurde Schneidmadl bei Anker bereits als 'Inspektor' mit einem durchschnittlichen Monatsgehalt von 350 Reichsmark bezeichnet."
Karriere nach 1945. Selbstverständlich machte ein so anpassungsfähiger Mensch wie Schneidmadl auch nach 1945 wieder schöne Karriere. Bereits am 1. Mai 1945 stand er vor dem St. Pöltner Rathaus als Redner einer Dreiparteienkundgebung und gehörte der provisorischen Staatsregierung als Unterstaatssekretär für Wiederaufbau an. Ab August 1945 war er bis zur Rückkehr Oskar Pollaks aus der Emigration sogar der erste Chefredakteur der "Arbeiterzeitung" nach dem Krieg. 1946 erklomm er abermals den Posten eines Mitgliedes der Niederösterreichischen Landesregierung, den er bis 1949 innehatte, und war bis zu seinem Tod 1965 Vizepräsident der NEWAG (nunmehrige EVN). Ein so geschickter Mann wie Heinrich Schneidmadl war halt einfach nicht aufzuhalten. Von Manfred Wieninger, Freitag, 25. Mai 2001, Wiener Zeitung, 1040 Wien, Wiedner Gürtel 10
Aufruf zur Massenversammlung, Kufstein 1932
Im Zuge der der Wirtschaftskrise erhält die NSDAP Anfang der 1930er Jahre größeren Zulauf. Ein wichtiger Grund dafür liegt in den Wahlerfolgen Hitlers in Deutschland, wo dieser im Jänner 1933 Reichskanzler wird. Mit einfachen Schuldzuweisungen, maßlosen Versprechungen, gewalttätigen Aktionen und judenfeindlicher Propaganda gelingt es der Tiroler NSDAP, die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Sie erscheint als eine Partei des radikalen Wechsels, die nicht nur redet, sondern auch handelt. Im Folgenden ein Aufruf der NSDAP zu einer Massenversammlung in Kufstein im Oktober 1932:
„Deutsche Volksgenossen! Der Winter steht vor der Tür! Hunderttausende von Volksgenossen sind ohne Arbeit, ebenso viele ohne Brot! Die ‚Weltwirtschaftskrise’ sei an unserem Elend schuld, verkünden die Parteien und glauben, mit diesem billigen Schlager ihre Schuld an unserer Not abwälzen zu können. Die sogenannte ‚Rechtsregierung' in Österreich versprach Arbeit, kündigte Gesundung des Gewerbes an usw. Trotzdem steigt täglich die Arbeitslosigkeit, müssen immer wieder Betriebe eingestellt werden, Zwangsversteigerungen sind an der Tagesordnung (im Bezirke Kufstein sind im Jahre 1932 über 100 Zwangsversteigerungen anhängig).
Die heutigen Parteien und Männer haben durch 13 Jahre ihre Unfähigkeit bewiesen und sind den Beweis für die Rettung des Volkes schuldig geblieben. Daher weg mit diesen Parteien! Hört euch von unseren Rednern die Voraussetzung zum Wiederaufstieg des Volkes, zur Gesundung der Wirtschaft an,wir zeigen die Möglichkeit der Arbeitsbeschaffung auf.
Kommt zur Massenversammlung, Freitag, 28. Oktober 1932, 8 Uhr abends, im Eggersaal. Es spricht Gauleiter Riedl aus Innsbruck. Verrat am Volke. Kufsteiner! Bei dieser Versammlung wird auch mit dem christlichsoz. Terror am Realgymnasium abgerechnet.Es spricht darüber Ortsgruppenleiter Dr. Pflauder.N.S.D.A.P., Ortsgruppe Kufstein. Hinein in die SA! Werde SS-Mann!“ Aus: Franz-Heinz Hye, Innsbruck im Spannungsfeld der Politik 1918-1938, S. 667.
Hitler: Ehrenbürgerernennung Braunau
Der Gemeindeausschuss hatte nach der "Machtergreifung" der [Nationalsozialisten im Deutschen Reich zwei Anregungen betreffend die Ernennung von Adolf Hitler zum Ehrenbürger[1] der Stadt zu behandeln.
Am 13. März 1933 war ein Schreiben des Ehrenbürgers Josef Reiter 2 in dem er beantragte, "unsern großen Landsmann, den Kanzler des Deutschen Reiches, Herrn Adolf Hitler, dessen Geburtsstadt Braunau a. Inn ist, zum Ehrenbürger der Stadt Braunau zu ernennen." Der Antrag wurde vorläufig zurückgestellt, da man sich nicht im klaren darüber war, ob ein Ehrenbürger Anträge an den Gemeindeausschuss stellen dürfe. In einem Antwortschreiben wurde darauf hingewiesen, dass "nach der gegenwärtigen parteipolitischen Zusammensetzung des Gemeindeausschusses Braunau ein einstimmiger Beschluß für die Ernennung des Reichskanzlers Adolf Hitler nach Ansicht des Gemeinderates unmöglich erscheinen würde."[3],[4]
Konnte man einen Ehrenbürger mit dem Hinweis auf rechtliche Probleme noch vertrösten, so war dies bei der großdeutschen Gemeindeausschussfraktion nicht möglich. Diese beantragte am 7. April 1933 unter Zl. 1168/33: "Der Gemeinde-Ausschuß wolle beschließen: Der Kanzler des Deutschen Reiches Herr Adolf Hitler wird zum Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Braunau a.I. ernannt."
[5] Dieser Antrag wurde am 18. April 1933 in der Rechtssektion ausführlich diskutiert, am Ende aber mit 4 : 3 Stimmen[6] abgelehnt und somit nicht dem Plenum des Gemeindeausschusses vorgelegt.[7],[8]
Diese Ablehnung reizte den akad. Maler Aloys Wach, einen weit über die Grenzen Österreichs bekannten Künstler, zu einem Brief an Bürgermeister Leistner, in dem er ausführte: "Mit Beschämung ob der außerordentlichen Unvernunft, die gewaltet hat bei der Abstimmung der Frage, ob man dem Herrn Reichskanzler Adolf Hitler das Ehrenbürgerrecht zuerkennen solle oder nicht, nimmt man das Resultat dieser Abstimmung zur Kenntnis. Ich bitte Sie, Herr Bürgermeister, meinen Protest zu dieser Entschließung der Stadtgemeinde entgegenzunehmen! Hier, in dieser Stadt, ist der Mann geboren, der als Einziger wirklich gewagt hat, dem Kommunismus den Kampf anzusagen. Der diesen Kampf auch wirklich durchgeführt hat ohne Kompromiß. Dieser bewundernswerte Mann ist, ganz auf sich alleingestellt, auf sein Genie und seinen Charakter, der Mann geworden, der er ist: Adolf Hitler; der einzige große Mann, der in dieser Stadt das Licht der Welt erblickte. Der einzige in dieser Stadt Geborene, auf den diese Stadt stolz sein könnte - denn sonst ist niemand da, dessentwegen es sich gelohnt hätte, daß diese Stadt überhaupt existiert im Raume der Geschichte und der Zeit! Erbittert darüber, daß die Heimatstadt Hitlers eine ganz selbstverständliche Pflicht zu einer Affaire des Parteienstandpunktes überhaupt gemacht hat, erbittert darüber, daß der Beschluß einer Handvoll Leute entscheiden kann über eine nie wiedergutzumachende Blamage der gesamten Einwohnerschaft der Stadt Braunau am Inn, wollen Sie, Herr Bürgermeister, zur Kenntnis nehmen, daß ich fernerhin es mir nicht zur Ehre anrechnen kann, in dieser Stadt zu wohnen. Ich muß es vorziehen, meinen Wohnsitz aus einer Stadt fortzuverlegen, die nicht wert ist, einen Sohn zu haben wie Adolf Hitler - da sie ihm nicht die selbstverständliche Ehre geben will, die ihm gebührt. Wollen Sie, Herr Bürgermeister, meinen Entschluß der Gemeindevertretung bekanntgeben."[9]
Der Bürgermeister antwortete mit einem Brief, der an "Herrn Alois Wachlmayr" gerichtet war - interessanterweise wurde nicht der Künstlername des Adressaten gesetzt - mit folgendem Inhalt: "Auf Ihr Schreiben vom 19.4.1933 beehre ich mich Ihnen mitzuteilen, daß sich die Rechtssektion gegen den Ton Ihrer Protestnote verwahrt und zurückweist."[10]
[1] nach Slapnicka II, S. 263, hat als erste österreichische Gemeinde die Tiroler Stadt Imst am 28. 3. 1933 Hitler das Ehrenbürgerrecht verliehen
[2] Josef Reiter, geb. 19. 1. 1862 in Braunau, 1908 – 1911 Dirigent des Salzburger Mozarteums, 1917/18 Kapellmeister des [[Hofburgtheaters in Wien]], Ehrenmitglied des Wiener Schubertbundes. Mit Beschluss des Gemeindeausschusses vom 13. 1. 1922 Ehrenbürger von Braunau. Verschiedene im Österr. Staatsarchiv aufliegende Akten bezeugen Reiters frühe Hinwendung zum Nationalsozialismus (NSDAP-Mitglied seit 3. 1. 1929, Mitgliedsnummer 83330). Er widmete seine 1931 in Wien uraufgeführte Goethe-Symphonie Adolf Hitler, kandidierte - erfolglos - für die NSDAP bei der Nationalratswahl 1930 und bei der Wahl zum oberösterreichischen Landtag 1931, übersiedelte 1933 nach Bayrisch-Gmain, verlor daher seine ihm seit 3. 4. 1919 angewiesene Ehrenpension der Stadt Wien und wurde am 22. 10. 1936 ausgebürgert. Reiter, seit 1937 deutscher Staatsbürger, war Träger des Goldenen Parteiabzeichens, Hitler verlieh ihm anlässlich des 75. Geburtstages die Goethe-Medaille. In der Kampagne für die "Volksabstimmung" zu Gunsten des "Anschlusses" 1938 engagierte sich Reiter sehr. Er starb am 2. 6.1939 in Bayrisch-Gmain
[3] Stadtarchiv, Aktenmappe "Heimatrecht, Bürger- und Ehrenbürgerernennungen"
[4] Eitzlmayr, Album I schreibt, Reiter habe am 17. Juni seinenVorschlag zurückgezogen
[5] Stadtarchiv, Aktenmappe "Heimatrecht, Bürger- und Ehrenbürgerernennungen"
[6] nach Slapnicka II, S.264 stimmten 2 Großdeutsche und 1 Nationalsozialist dafür, 2 Christlichsozialeund 2 Sozialdemokraten dagegen
[7] RS 18.4.1933
[8] Slapnicka II, S. 266 berichtet, dass am 12. Mai 1933 der großdeutsche Antrag zur Verleihung des Ehrenbügerrechtes an Hitler abgelehnt worden sei (dafür: 6 Großdeutsche und 1 Nationalsozialist, dagegen 14 Sozialdemokraten; Stimmenthaltungen: 5 Christlichsoziale)
[9] Stadtarchiv, Aktenmappe "Heimatrecht, Bürger- und Ehrenbürgerernennungen"
[10] Beilage zu RS 18.4.1933, Zl. 1291
Geschenk Hugo von Preens an Hitler
"Dank des Führers. Herr akad. Maler Professor Hugo v. Prenn in Osternberg widmete dem Führer und Reichskanzler Adolf Hitler eine kunstvolle Mappe (ein Werk des Buchbindermeisters Gruner aus Salzburg) eigener Handzeichnungen aus Berchtesgaden und Umgebung. Daraufhin erhielt Herr v. Preen aus Berlin folgendes Schreiben: „Sehr geehrter Herr Professor! Durch Herrn Kreisleiter Müller wurde dem Führer Ihre Mappe mit Zeichnungen überreicht. Der Führer hat sich über Ihre Aufmerksamkeit sehr gefreut und lässt Ihnen seinen besten Dank übermitteln. Mit Heil Hitler! Wilhelm Brückner SA.-Obergruppenführer und persönlicher Adjutant des Führers." Neue Warte, 30.03.1938
Aberkennung Ehrenbürgerschaft
Sehr geehrte Damen und Herren, nach umfangreichen Recherchen zur Ehrenbürgerschaft bzw. Heimatrecht von Adolf Hitler in der Stadt Braunau am Inn wurde ein gemeinsamer Dringlichkeitsantrag von allen fünf Fraktionen (SPÖ, FPÖ, GRÜNE, ÖVP und BZÖ) in der Sitzung des Gemeinderats am 07.07.2011 einstimmig beschlossen:
1) Der Gemeinderat der Stadtgemeinde Braunau am Inn bekennt sich dazu, dass die schrecklichen Ereignisse der NS-Vergangenheit nicht vergessen werden dürfen. Er unterstützt die Bestrebungen, verantwortungsvoll mit der Vergangenheit umzugehen.
2) Der Gemeinderat der Stadtgemeinde Braunau am Inn distanziert sich klar und ausdrücklich von jedem nationalsozialistischen Gedankengut und allen einschlägigen Verwaltungsakten, die von der Stadtgemeinde Braunau am Inn und der Ortsgemeinde Ranshofen in der NS-Zeit gesetzt wurden.
3) Insbesondere wird daher das an Adolf Hitler am 30.03.1938 verliehene Heimatrecht der Stadt Braunau am Inn aberkannt und widerrufen.
4) Ebenso wird das vom kommissarischen Bürgermeister der Ortsgemeinde Ranshofen am 04.04.1938 Adolf Hitler angetragene bzw. verliehene Ehrenbürgerrecht aberkannt und widerrufen.
5) Obwohl kein archivarischer Beleg für eine Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Stadtgemeinde Braunau am Inn an Adolf Hitler gefunden werden konnte, wird symbolisch und vorsorglich auch eine Verleihung des Ehrenbürgerrechts der Stadtgemeinde Braunau am Inn an Adolf Hitler aberkannt und widerrufen.
Bürgermeister Mag. Johannes Waidbacher stellt dazu abschießend fest: „Ich freue mich, dass wir einen gemeinsamen Antrag stellen konnten und einstimmiger Beschluss gefasst wurde. Ich bin stolz auf unsere Mandatare. Damit hat der Gemeinderat der Stadtgemeinde Braunau ein klares, eindeutiges Zeichen gesetzt und historisch-politischeVerantwortung wahrgenommen. Als gewählte Mandatare haben wir die Bestrebungen, mit der NS-Vergangenheit verantwortungsvoll umzugehen, klar zu unterstützen, da wir hier eindeutig Vorbildfunktion haben. Mag. Johannes Waidbacher Bürgermeister.“ Presseaussendung der Stadtgemeinde Braunau, 8.07.2011