Gemeindepolitik 1918 - 1945: Unterschied zwischen den Versionen
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Politische Symbole hatten stets die Funktion, die eigene Gruppe gegen andere abzugrenzen und so besonders hervorzuheben; der moderne Begriff von corporate identity ist durchaus auch darauf zu beziehen. Wesentliche Mittel dazu sind etwa Hymnen, Fahnen und Uniformen. | Politische Symbole hatten stets die Funktion, die eigene Gruppe gegen andere abzugrenzen und so besonders hervorzuheben; der moderne Begriff von corporate identity ist durchaus auch darauf zu beziehen. Wesentliche Mittel dazu sind etwa Hymnen, Fahnen und Uniformen. | ||
− | Die Farbe Braun ist dabei schon in den Anfangsjahren der NSDAP nachweisbar, wenngleich es auch andere Farben gab, zu welchen Nationalsozialisten eine besondere Beziehung (haben) hatten. So heißt es im Polizeibericht über eine Parteiveranstaltung am 20. September 1920 [<sup>4]</sup>: "Kessler erklärt kurz die nationalsozialistische Flagge: Das Rot bedeutet, daß wir Sozialisten, aber wahre und keine Phrasendrescher, sind, das heißt [das Weiß?], daß wir national sein wollen, und das schwarze Hakenkreuz, daß wir strenge Antisemiten sind.Unter dieser schwarzweißroten, der alten Flagge (lebhafter Beifall) wollen wir weiterkämpfen und schließlich auch siegen (lebhafter Beifall)." Ähnliches schreibt Hitler selbst in "Mein Kampf". <sup>[5]</sup> Für die SA ist zwar von "jedermann kenntlicher Kleidung" <sup>[6]</sup> die Rede, aber anfänglich noch nicht allgemein von den später charakteristischen "Braunhemden", wenn es in einer Darstellung des Hitlerputsches vom November 1923 heißt: "Unterdessen zogen die alarmierten SA-Männer ihre Uniform an - feldgraue Windjacken <sup>[7</sup>] mit einer Hakenkreuzbinde, feldgraue Skimützen und Pistolengürtel." <sup>[8]</sup> | + | '''Die Farbe Braun ist dabei schon in den Anfangsjahren der NSDAP nachweisbar''', wenngleich es auch andere Farben gab, zu welchen Nationalsozialisten eine besondere Beziehung (haben) hatten. So heißt es im Polizeibericht über eine Parteiveranstaltung am 20. September 1920 [<sup>4]</sup>: "Kessler erklärt kurz die nationalsozialistische Flagge: Das Rot bedeutet, daß wir Sozialisten, aber wahre und keine Phrasendrescher, sind, das heißt [das Weiß?], daß wir national sein wollen, und das schwarze Hakenkreuz, daß wir strenge Antisemiten sind.Unter dieser schwarzweißroten, der alten Flagge (lebhafter Beifall) wollen wir weiterkämpfen und schließlich auch siegen (lebhafter Beifall)." Ähnliches schreibt Hitler selbst in "Mein Kampf". <sup>[5]</sup> Für die SA ist zwar von "jedermann kenntlicher Kleidung" <sup>[6]</sup> die Rede, aber anfänglich noch nicht allgemein von den später charakteristischen '''"Braunhemden"''', wenn es in einer Darstellung des Hitlerputsches vom November 1923 heißt: "Unterdessen zogen die alarmierten SA-Männer ihre Uniform an - feldgraue Windjacken <sup>[7</sup>] mit einer Hakenkreuzbinde, feldgraue Skimützen und Pistolengürtel." <sup>[8]</sup> |
Der selbe Autor berichtet erst in der Beschreibung der Situation Ende 1926: "Die offizielle Uniform der SA war das Braunhemd mit braunem Binder. Die Wahl dieser Farbe war Zufall; eine große Lieferung von Hemden, die ursprünglich für die deutschen Kolonialtruppen in Ostafrika bestimmt waren, konnten zu günstigen Großhandelspreisen erworben werden." <sup>[9]</sup> | Der selbe Autor berichtet erst in der Beschreibung der Situation Ende 1926: "Die offizielle Uniform der SA war das Braunhemd mit braunem Binder. Die Wahl dieser Farbe war Zufall; eine große Lieferung von Hemden, die ursprünglich für die deutschen Kolonialtruppen in Ostafrika bestimmt waren, konnten zu günstigen Großhandelspreisen erworben werden." <sup>[9]</sup> | ||
− | Auch Heinz Höhne <sup>[10]</sup>stellt über die SA-Uniform fest: "Daß die SA-Männer Braunhemden trugen, war nur ein Zufall; einem SA-Führer war ein größerer Posten von Braunhemden, ursprünglich für die Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika bestimmt, angeboten worden, und so war das Braun in die Partei gekommen." | + | Auch Heinz Höhne <sup>[10]</sup>stellt über die SA-Uniform fest:''' "Daß die SA-Männer Braunhemden trugen, war nur ein Zufall; einem SA-Führer war ein größerer Posten von Braunhemden, ursprünglich für die Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika bestimmt, angeboten worden, und so war das Braun in die Partei gekommen."''' |
Über die näheren Umstände führt G. Rossbach in seinem Erinnerungsbuch aus: "Im Jahre 1921 hatte ich mit einigen Leuten der Arbeitsgemeinschaft Rossbach eine Radfahrt nach Ostpreußen unternommen. Um für diese Fahrt einheitlich ausgerüstet zu sein, wurde ein Restposten ostafrikanischer Lettowhemden, wie sie zuletzt die Offiziere der Schutztruppe getragen hatten, käuflich erworben und an die Radfahrer verteilt. Diese Hemden waren beige-braun, also viel heller als die späteren Hitler-Hemden und mit weißen Perlmuttknöpfen besetzt. Später habe ich diese Hemden als Gemeinschaftskleidung in meiner Organisation [...] eingeführt. Durch Edmund Heines wurden sie dann für die SA übernommen und auch vertrieben. Ihre Farbe wurde von Monat zu Monat dunkler." <sup>[11]</sup> | Über die näheren Umstände führt G. Rossbach in seinem Erinnerungsbuch aus: "Im Jahre 1921 hatte ich mit einigen Leuten der Arbeitsgemeinschaft Rossbach eine Radfahrt nach Ostpreußen unternommen. Um für diese Fahrt einheitlich ausgerüstet zu sein, wurde ein Restposten ostafrikanischer Lettowhemden, wie sie zuletzt die Offiziere der Schutztruppe getragen hatten, käuflich erworben und an die Radfahrer verteilt. Diese Hemden waren beige-braun, also viel heller als die späteren Hitler-Hemden und mit weißen Perlmuttknöpfen besetzt. Später habe ich diese Hemden als Gemeinschaftskleidung in meiner Organisation [...] eingeführt. Durch Edmund Heines wurden sie dann für die SA übernommen und auch vertrieben. Ihre Farbe wurde von Monat zu Monat dunkler." <sup>[11]</sup> | ||
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In einer Meldung des Bezirksamtes Vilsbiburg an das Bayerische Staatsministerium des Innern über eine Kundgebung am 6. März 1926 in Vilsbiburg, auf der Hitler zum erstenmal nach zwei Jahren wieder sprach, wird die Farbe der Uniform der SA als "braungelb" bezeichnet: "Bereits am Vormittage trafen aus verschiedenen Orten der Umgebung, Landshut, Freising usw., die SA-Truppen ein, welche in ihren bekannten Uniformen (braungelbe Jacke) unter Vorantragung ihrer Standarten und Fahnen mit Hakenkreuzabzeichen in militärischer Ordnung singend einzogen und dann sich auflösten."<sup>[15]</sup> | In einer Meldung des Bezirksamtes Vilsbiburg an das Bayerische Staatsministerium des Innern über eine Kundgebung am 6. März 1926 in Vilsbiburg, auf der Hitler zum erstenmal nach zwei Jahren wieder sprach, wird die Farbe der Uniform der SA als "braungelb" bezeichnet: "Bereits am Vormittage trafen aus verschiedenen Orten der Umgebung, Landshut, Freising usw., die SA-Truppen ein, welche in ihren bekannten Uniformen (braungelbe Jacke) unter Vorantragung ihrer Standarten und Fahnen mit Hakenkreuzabzeichen in militärischer Ordnung singend einzogen und dann sich auflösten."<sup>[15]</sup> | ||
− | In einem Bericht der Polizeidirektion München über die NSDAP-Versammlung am 9. März | + | In einem Bericht der Polizeidirektion München über die NSDAP-Versammlung am 9. März 1927 im Zirkus Krone ist erstmals von "Braunhemden" die Rede: "Die Bühne ist für hervorragende Parteimitglieder und den Redner reserviert. Auch die Logenplätze scheinen, da sie von Braunhemden verteilt werden, für besondere Parteileute vorgesehen zu sein." [...] "Im Zirkus selbst befinden sich etwa 200 Braunhemden" [...] Da brausen vom Eingang her Heilrufe, Braunhemden marschieren herein, die Musik spielt, der Zirkus spendet lärmenden Jubel, Hitler erscheint im braunen Regenmantel, geht rasch in Begleitung seiner Getreuen durch den ganzen Zirkus bis hinauf zur Bühne." [...] Unter der tosenden Begrüßung der Zuschauer marschieren nun Braunhemden in Reih und Glied herein, voran zwei Reihen Trommler, dann die Fahne."<sup>[16]</sup> |
− | Zwei Jahre später ist von "braunen Kämpfern" die Rede, wenn es in Hitlers eigenem, im "Illustrierten Beobachter" erschienenen Bericht über den 4. Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg (1.-4.August 1929) heißt: "Über und über mit Blumen überschüttet, ziehen die braunen Kämpfer des Dritten Reiches dreieinhalb Stunden in schnellem Schritt vorbei."<sup>[17]</sup> | + | Zwei Jahre später ist von "braunen Kämpfern" die Rede, wenn es in Hitlers eigenem, im "Illustrierten Beobachter" erschienenen Bericht über den 4. Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg (1.-4.August 1929) heißt: "Über und über mit Blumen überschüttet, ziehen die '''braunen Kämpfer''' des Dritten Reiches dreieinhalb Stunden in schnellem Schritt vorbei."<sup>[17]</sup> |
Am 5. Juni 1930 wurde ein Uniformverbot in Bayern verhängt, am 11. Juni 1930 das Verbot der Braunhemden in Preußen ausgesprochen. "Die SA trägt daraufhin weiße Hemden."<sup>[18]</sup> Nach dem großen Wahlsieg der NSDAP wenige Wochen später (14. September 1930) kommt es bei der Reichstagseröffnung am 13. Oktober 1930 zu einer Demonstration: "Die 107 nationalsozialistischen Abgeordneten ziehen im Braunhemd ein"<sup>[19]</sup> Nach Hitlers Machtantritt (31. 1. 1933) konnte eine "Beleidigung" des"Braunhemdes", das als "Ehrenkleid" galt, verfolgt werden. <sup>[20]</sup> | Am 5. Juni 1930 wurde ein Uniformverbot in Bayern verhängt, am 11. Juni 1930 das Verbot der Braunhemden in Preußen ausgesprochen. "Die SA trägt daraufhin weiße Hemden."<sup>[18]</sup> Nach dem großen Wahlsieg der NSDAP wenige Wochen später (14. September 1930) kommt es bei der Reichstagseröffnung am 13. Oktober 1930 zu einer Demonstration: "Die 107 nationalsozialistischen Abgeordneten ziehen im Braunhemd ein"<sup>[19]</sup> Nach Hitlers Machtantritt (31. 1. 1933) konnte eine "Beleidigung" des"Braunhemdes", das als "Ehrenkleid" galt, verfolgt werden. <sup>[20]</sup> | ||
− | Auch in Österreich war das "Braunhemd" schon in den Anfangsjahren der NSDAP als Parteiuniform gebräuchlich; nach der Parteispaltung 1925/26 in eine "Hitler-Bewegung" und die Gruppe um Karl Schulz vertauschten die nationalsozialistischen Anhänger von Schulz die braunen Hemden mit grauen.<sup>[21]</sup> | + | '''Auch in Österreich war das "Braunhemd" schon in den Anfangsjahren der NSDAP als Parteiuniform gebräuchlich;''' nach der Parteispaltung 1925/26 in eine "Hitler-Bewegung" und die Gruppe um Karl Schulz vertauschten die nationalsozialistischen Anhänger von Schulz die braunen Hemden mit grauen.<sup>[21]</sup> |
− | Neben dem "Braunhemd" gibt es eine Reihe von anderen "braunen" Symbolen, von denen aber das "Braune Haus" das bekannteste sein dürfte: Am 26. Mai 1930 kauft die NSDAP mit Hilfe einer Industriespende (der Herren Thyssen und Flick) und einer außerordentlichen Parteispende das ehemalige Barlow-Palais in München, Brienner Straße 45, als künftigen Sitz der Reichsparteileitung. <sup>[22]</sup> | + | Neben dem "Braunhemd" gibt es eine Reihe von anderen "braunen" Symbolen, von denen aber das '''"Braune Haus"''' das bekannteste sein dürfte: Am 26. Mai 1930 kauft die NSDAP mit Hilfe einer Industriespende (der Herren '''Thyssen und Flick''') und einer außerordentlichen Parteispende das ehemalige Barlow-Palais in München, Brienner Straße 45, als künftigen Sitz der Reichsparteileitung. <sup>[22]</sup> |
Nach gründlichem Umbau wurde es am 1. Januar 1931 bezogen. <sup>[23]</sup> Im Volksmund schnell als "Braunes Haus" bezeichnet, wurde die Bezeichnung bald von der Partei offiziell übernommen; das Braune Haus war wesentliches Element des Parteizentrums der NSDAP um den Münchner Königsplatz. Im Verlauf des Krieges von Bomben schwer beschädigt, wurde die Ruine des Braunen Hauses nach Kriegsende abgetragen. <sup>[24]</sup> Ein ursprünglich zum "Braunen Haus" gehörender Kanzleibau ist allerdings erhalten und wird von staatlichen Museumseinrichtungen genutzt. <sup>[25]</sup> | Nach gründlichem Umbau wurde es am 1. Januar 1931 bezogen. <sup>[23]</sup> Im Volksmund schnell als "Braunes Haus" bezeichnet, wurde die Bezeichnung bald von der Partei offiziell übernommen; das Braune Haus war wesentliches Element des Parteizentrums der NSDAP um den Münchner Königsplatz. Im Verlauf des Krieges von Bomben schwer beschädigt, wurde die Ruine des Braunen Hauses nach Kriegsende abgetragen. <sup>[24]</sup> Ein ursprünglich zum "Braunen Haus" gehörender Kanzleibau ist allerdings erhalten und wird von staatlichen Museumseinrichtungen genutzt. <sup>[25]</sup> | ||
− | "Braune Häuser" gab es allerdings auch in Oberösterreich, so in Linz (Ecke Volksgartenstraße - Weingartshofstraße) <sup>[26]</sup> und Wels (am Wilhelmring). <sup>[27]</sup> | + | '''"Braune Häuser" gab es allerdings auch in Oberösterreich''', so in Linz (Ecke Volksgartenstraße - Weingartshofstraße) <sup>[26]</sup> und Wels (am Wilhelmring). <sup>[27]</sup> |
− | Braun wurde also zur Benennung von Institutionen und Organisationen, von Menschen und Gegenständen verwendet und durch das Braunhemd – als vermutlich auffallendstem Bestandteil der politischen Uniform der NSDAP – zur Symbolfarbe für den Nationalsozialismus, vergleichbar dem Rot für den Sozialismus und Kommunismus oder dem Schwarz für den italienischen Faschismus, geworden. | + | '''Braun wurde also zur Benennung von Institutionen und Organisationen, von Menschen und Gegenständen verwendet und durch das Braunhemd – als vermutlich auffallendstem Bestandteil der politischen Uniform der NSDAP – zur Symbolfarbe für den Nationalsozialismus''', vergleichbar dem Rot für den Sozialismus und Kommunismus oder dem Schwarz für den italienischen Faschismus, geworden. |
<sup>(*}</sup> KOTANKO Florian: Braunau am Inn 1919 - 1938. Ungedruckte Hausarbeit für das Lehramt aus Geschichte, vorgelegt an der Universität Innsbruck 1974, S. 74f. | <sup>(*}</sup> KOTANKO Florian: Braunau am Inn 1919 - 1938. Ungedruckte Hausarbeit für das Lehramt aus Geschichte, vorgelegt an der Universität Innsbruck 1974, S. 74f. |
Version vom 22. August 2013, 09:38 Uhr
Inhaltsverzeichnis
- 1 Braunau - braune Stadt?
- 2 Gemeindewahlen 1911
- 3 Gemeindewahlen 1919
- 4 Gemeindewahlen 1921
- 5 Korrektur Gemeinderatswahl 1921
- 6 Vor der Gemeinderatswahl 1924
- 7 Gemeinderatswahl 1924
- 8 Nach der Gemeinderatswahl 1924
- 9 Bürgermeisterwahl 1924
- 10 Landtagswahl 1925
- 11 Liquidation Hammer
- 12 Nationalratswahl 1930 Vorbericht
- 13 Sprengeleinteilung
- 14 Nationalratswahl 1930
- 15 Filmverbot im Gemeindeauschuss
- 16 Vor der Landtagswahl 1931
- 17 Landtagswahl 1931
- 18 Landtagswahl 1931 Nachbetrachtung
- 19 NSDAP Wahlversammlung 1931
- 20 Kaindl
- 21 Ankündigung Schirach in Braunau 1938
- 22 Hitler Ehrenbürger Ranshofen
- 23 Abstimmungsergebnis 1938
- 24 Referatseinteilung 1938
- 25 Entfernung Kaiserbüste
- 26 Bgm. Reithofer Palm NSDAP Mauerkirchen
- 27 NSDAP Ranshofen zu Braunau
- 28 Bgm. Reithofer 1938
Braunau - braune Stadt?
Von Mag. Florian Kotanko (*): Eine weit verbreitete und für Braunau bis heute äußerst negative Assoziation verbindet den Namen der Stadt mit brauner = nationalsozialistischer Vergangenheit. Die älteste urkundliche Erwähnung einer Siedlung auf dem Gebiet des heutigen Braunau findet sich in einer Schenkungsurkunde des bayrischen Herzogs Heinrich IX. aus dem Jahre 1125 [1]. In dieser Urkunde wird erwähnt, dass neben anderen Gütern auch das "praedium Brunove" den "an der Pankrazkirche nach der Regel des hl. Augustinus Christus dienenden Brüdern" [2] geschenkt werde.
Andere belegte Namensformen sind Brunovve, Brunaugia, Pronowe, Prunowe, Prunov, Prunou, Prounaw, Prunauwe u.a. Wenngleich die Erklärung der Herkunft des Namens "Braunau" unterschiedlich war, so wird in der letzten Untersuchung eindeutig festgehalten: "Die Erklärung des Namens "Braunau" ist "einfach und absolut sicher. Er kann nach den Gesetzen der Sprachentwicklung nur 'braune Au' bedeuten, keineswegs aber 'Brunnenau' oder 'brave Au!" Die Bezeichnung "braune Au" sei als Flurname für die Gegend zwischen Enknach und Mattigmündung anzusehen. [3]
Der Name Braunau ist also mit "braun" zu verbinden; wie kam es allerdings zur Verbindung NSDAP-braun?
Politische Symbole hatten stets die Funktion, die eigene Gruppe gegen andere abzugrenzen und so besonders hervorzuheben; der moderne Begriff von corporate identity ist durchaus auch darauf zu beziehen. Wesentliche Mittel dazu sind etwa Hymnen, Fahnen und Uniformen.
Die Farbe Braun ist dabei schon in den Anfangsjahren der NSDAP nachweisbar, wenngleich es auch andere Farben gab, zu welchen Nationalsozialisten eine besondere Beziehung (haben) hatten. So heißt es im Polizeibericht über eine Parteiveranstaltung am 20. September 1920 [4]: "Kessler erklärt kurz die nationalsozialistische Flagge: Das Rot bedeutet, daß wir Sozialisten, aber wahre und keine Phrasendrescher, sind, das heißt [das Weiß?], daß wir national sein wollen, und das schwarze Hakenkreuz, daß wir strenge Antisemiten sind.Unter dieser schwarzweißroten, der alten Flagge (lebhafter Beifall) wollen wir weiterkämpfen und schließlich auch siegen (lebhafter Beifall)." Ähnliches schreibt Hitler selbst in "Mein Kampf". [5] Für die SA ist zwar von "jedermann kenntlicher Kleidung" [6] die Rede, aber anfänglich noch nicht allgemein von den später charakteristischen "Braunhemden", wenn es in einer Darstellung des Hitlerputsches vom November 1923 heißt: "Unterdessen zogen die alarmierten SA-Männer ihre Uniform an - feldgraue Windjacken [7] mit einer Hakenkreuzbinde, feldgraue Skimützen und Pistolengürtel." [8]
Der selbe Autor berichtet erst in der Beschreibung der Situation Ende 1926: "Die offizielle Uniform der SA war das Braunhemd mit braunem Binder. Die Wahl dieser Farbe war Zufall; eine große Lieferung von Hemden, die ursprünglich für die deutschen Kolonialtruppen in Ostafrika bestimmt waren, konnten zu günstigen Großhandelspreisen erworben werden." [9]
Auch Heinz Höhne [10]stellt über die SA-Uniform fest: "Daß die SA-Männer Braunhemden trugen, war nur ein Zufall; einem SA-Führer war ein größerer Posten von Braunhemden, ursprünglich für die Schutztruppe in Deutsch-Ostafrika bestimmt, angeboten worden, und so war das Braun in die Partei gekommen."
Über die näheren Umstände führt G. Rossbach in seinem Erinnerungsbuch aus: "Im Jahre 1921 hatte ich mit einigen Leuten der Arbeitsgemeinschaft Rossbach eine Radfahrt nach Ostpreußen unternommen. Um für diese Fahrt einheitlich ausgerüstet zu sein, wurde ein Restposten ostafrikanischer Lettowhemden, wie sie zuletzt die Offiziere der Schutztruppe getragen hatten, käuflich erworben und an die Radfahrer verteilt. Diese Hemden waren beige-braun, also viel heller als die späteren Hitler-Hemden und mit weißen Perlmuttknöpfen besetzt. Später habe ich diese Hemden als Gemeinschaftskleidung in meiner Organisation [...] eingeführt. Durch Edmund Heines wurden sie dann für die SA übernommen und auch vertrieben. Ihre Farbe wurde von Monat zu Monat dunkler." [11]
Eine ähnliche Entwicklung der Uniformierung der SA von Windjacken und grauen Skimützen (für 1922) zu den "Lettow-Hemden" (Mai 1924) und schließlich zu den "Braunhemden" (1926) beschreibt Peter Longerich. [12] In einer weiteren aktuellen Behandlung des Themas [13] werden die oben gemachten Aussagen bestätigt und ergänzt: Teile der SA trugen erstmals 1921 in Anlehnung an das "Lettowhemd" der deutschen Schutztruppe in Ostafrika eine braune Uniform, die seit 1924/25 öffentlich zu Propagandazwecken getragen wurde und 1926 den Rang einer Parteiuniform erhielt, die jeder Parteigenosse nach zweijähriger Zugehörigkeit zur Partei [14] tragen durfte.
In einer Meldung des Bezirksamtes Vilsbiburg an das Bayerische Staatsministerium des Innern über eine Kundgebung am 6. März 1926 in Vilsbiburg, auf der Hitler zum erstenmal nach zwei Jahren wieder sprach, wird die Farbe der Uniform der SA als "braungelb" bezeichnet: "Bereits am Vormittage trafen aus verschiedenen Orten der Umgebung, Landshut, Freising usw., die SA-Truppen ein, welche in ihren bekannten Uniformen (braungelbe Jacke) unter Vorantragung ihrer Standarten und Fahnen mit Hakenkreuzabzeichen in militärischer Ordnung singend einzogen und dann sich auflösten."[15]
In einem Bericht der Polizeidirektion München über die NSDAP-Versammlung am 9. März 1927 im Zirkus Krone ist erstmals von "Braunhemden" die Rede: "Die Bühne ist für hervorragende Parteimitglieder und den Redner reserviert. Auch die Logenplätze scheinen, da sie von Braunhemden verteilt werden, für besondere Parteileute vorgesehen zu sein." [...] "Im Zirkus selbst befinden sich etwa 200 Braunhemden" [...] Da brausen vom Eingang her Heilrufe, Braunhemden marschieren herein, die Musik spielt, der Zirkus spendet lärmenden Jubel, Hitler erscheint im braunen Regenmantel, geht rasch in Begleitung seiner Getreuen durch den ganzen Zirkus bis hinauf zur Bühne." [...] Unter der tosenden Begrüßung der Zuschauer marschieren nun Braunhemden in Reih und Glied herein, voran zwei Reihen Trommler, dann die Fahne."[16]
Zwei Jahre später ist von "braunen Kämpfern" die Rede, wenn es in Hitlers eigenem, im "Illustrierten Beobachter" erschienenen Bericht über den 4. Reichsparteitag der NSDAP in Nürnberg (1.-4.August 1929) heißt: "Über und über mit Blumen überschüttet, ziehen die braunen Kämpfer des Dritten Reiches dreieinhalb Stunden in schnellem Schritt vorbei."[17]
Am 5. Juni 1930 wurde ein Uniformverbot in Bayern verhängt, am 11. Juni 1930 das Verbot der Braunhemden in Preußen ausgesprochen. "Die SA trägt daraufhin weiße Hemden."[18] Nach dem großen Wahlsieg der NSDAP wenige Wochen später (14. September 1930) kommt es bei der Reichstagseröffnung am 13. Oktober 1930 zu einer Demonstration: "Die 107 nationalsozialistischen Abgeordneten ziehen im Braunhemd ein"[19] Nach Hitlers Machtantritt (31. 1. 1933) konnte eine "Beleidigung" des"Braunhemdes", das als "Ehrenkleid" galt, verfolgt werden. [20]
Auch in Österreich war das "Braunhemd" schon in den Anfangsjahren der NSDAP als Parteiuniform gebräuchlich; nach der Parteispaltung 1925/26 in eine "Hitler-Bewegung" und die Gruppe um Karl Schulz vertauschten die nationalsozialistischen Anhänger von Schulz die braunen Hemden mit grauen.[21]
Neben dem "Braunhemd" gibt es eine Reihe von anderen "braunen" Symbolen, von denen aber das "Braune Haus" das bekannteste sein dürfte: Am 26. Mai 1930 kauft die NSDAP mit Hilfe einer Industriespende (der Herren Thyssen und Flick) und einer außerordentlichen Parteispende das ehemalige Barlow-Palais in München, Brienner Straße 45, als künftigen Sitz der Reichsparteileitung. [22]
Nach gründlichem Umbau wurde es am 1. Januar 1931 bezogen. [23] Im Volksmund schnell als "Braunes Haus" bezeichnet, wurde die Bezeichnung bald von der Partei offiziell übernommen; das Braune Haus war wesentliches Element des Parteizentrums der NSDAP um den Münchner Königsplatz. Im Verlauf des Krieges von Bomben schwer beschädigt, wurde die Ruine des Braunen Hauses nach Kriegsende abgetragen. [24] Ein ursprünglich zum "Braunen Haus" gehörender Kanzleibau ist allerdings erhalten und wird von staatlichen Museumseinrichtungen genutzt. [25]
"Braune Häuser" gab es allerdings auch in Oberösterreich, so in Linz (Ecke Volksgartenstraße - Weingartshofstraße) [26] und Wels (am Wilhelmring). [27]
Braun wurde also zur Benennung von Institutionen und Organisationen, von Menschen und Gegenständen verwendet und durch das Braunhemd – als vermutlich auffallendstem Bestandteil der politischen Uniform der NSDAP – zur Symbolfarbe für den Nationalsozialismus, vergleichbar dem Rot für den Sozialismus und Kommunismus oder dem Schwarz für den italienischen Faschismus, geworden.
(*} KOTANKO Florian: Braunau am Inn 1919 - 1938. Ungedruckte Hausarbeit für das Lehramt aus Geschichte, vorgelegt an der Universität Innsbruck 1974, S. 74f.
[1] HIERETH Sebastian: Geschichte der Stadt Braunau am Inn, 1. Teil, S.67, SCHMIDT Rudolf: DieRanshofener Pfalz. In: 12. Jahresbericht des BG und RG Braunau am Inn 19971/72, S. 8
[2] Schmidt, Pfalz, S. 8
[3]GLECHNER Gottfried: Unsere Namen. Kleine Namenkunde des Bezirkes Braunau am Inn.Sondernummer von "Das Bundwerk", Schriftenreihe des Innviertler Kulturkreises, S. 24
[4] Der Aufstieg der NSDAP in Augenzeugenberichten. Herausgegeben und eingeleitet von Ernst Deuerlein. München 5. Aufl. 1982, S. 122f.
[5] HAMANN Brigitte:Hitlers Wien. Lehrjahre eines Diktators. München-Zürich (Piper) 2. Aufl. 1996,zitiert auf S.300 aus Hitlers "Mein Kampf" (Zitat nach der einbändigen Volksausgabe, S. 557): "Als nationale Sozialisten sehen wir in unserer Flagge unser Programm.Im Rot sehen wir den sozialen Gedanken der Bewegung, im Weiß den nationalistischen, im Hakenkreuz dieMission des Kampfes für den Sieg des arischen Menschen."
[6] Deuerlein, Aufstieg S. 264 f.: Am 1. November 1926 errichtet Hitlerals zentrale Leitung die "Oberste SA-Führung" und ernennt zum "Obersten SA-Führer" den Gauleiter und SA-Führer der Gaues Ruhr, Hauptmann a.D. Franz von Pfeffer. In einem Brief Hitlers an den" Obersten SA-Führer" über Aufbau und Tätigkeit der SA wird festgehalten:"Um von vornherein jeden geheimen Charakter der SA zu verhüten, muß, abgesehen von ihrer sofort jedermann kenntlichen Kleidung, schon die Größe ihres Bestandes ihr selbst den Weg weisen, welcher der Bewegung nützt und aller Öffentlichkeit bekannt ist."
[7] Nach der Angabe bei SCHMITZ-BERNING Cornelia: Vokabular des Nationalsozialismus. Berlin –New York2000 S. 128, gibt es im"Ehrenbuch der SA", das dem Verfasser nicht zugänglich war, ein Kapitel "Von der Windjacke zum Braunhemd".
[8] TOLAND John: Adolf Hitler, Bergisch Gladbach 1977, S. 208
[9] Toland, Hitler, S. 300
[10] HÖHNE Heinz: Die Machtergreifung. Deutschlands Weg in dieHitler-Diktatur. Reinbek 1983, S. 120
[11] Schmitz-Berning, Vokabular, S. 128f. Zitat aus Rossbach, G.: Mein Wegdurch die Zeit. Erinnerungen und Bekenntnisse. Weilburg/Lahn 1950, S.89f., zitiert bei Weißmann Karlheinz: Schwarze Fahnen, Runenzeichen. Die Entwicklung der politischenSymbolik der deutschen Rechten zwischen 1890 und 1945. Düsseldorf 1991, S. 164
[12] LONGERICH Peter: Die braunen Bataillone. Geschichte der SA. München 1989, S. 28, 46, 58; die SA- Männer hatten übrigens ihre Uniform stets selbst zubezahlen, wie Longerich S. 94 festhält
[13] JENSEN Uffa: Braunhemd. In: Enzyklopädie des Nationalsozialismus. Herausgegeben von Wolfgang Benz, Hermann Graml und Hermann Weiß, 2. Aufl. München 1998, S. 403
[14] WAGNER H.:Taschenwörterbuch des neuen Staates, 2. Auflage 1934, S. 34, zitiert beiSchmitz-Berning, Vokabular, S. 129
[15] zitiert bei Deuerlein,Aufstieg S. 268
[16] zitiert bei Deuerlein, Aufstieg S. 269 - 271
[17] zitiert bei Deuerlein, Aufstieg, S. 302
[18] zitiert bei Deuerlein, Aufstieg, S. 310
[19] zitiert bei Deuerlein, Aufstieg, S. 320
[20] Jensen, Braunhemd, S. 403
[21] PAULEY Bruce F.: Der Weg in den Nationalsozialismus. Ursprünge undEntwicklung in Österreich. Wien
1988, S. 56
[22] GRAMMBITTER Ulrike: Vom "Parteiheim" in der Brienner Straße zu den Monumentalbauten am "Königlichen Platz". Das Parteizentrum der NSDAP am Königsplatz in München. In: BÜROKRATIE UND KULT: das Parteizentrum der NSDAP am Königsplatz in München, 2 Teile, München 1995, S. 61 - 88
[23] zitiert bei Deuerlein, Aufstieg, S. 31
[24] WEIHSMANN Helmut: Bauen unterm Hakenkreuz: Architektur des Untergangs. Wien 1998, S. 661
[25] Weihsmann, Bauen, S. 45
[26] SLAPNICKA Harry: Oberösterreich zwischen Bürgerkrieg und "Anschluß" (1927 - 1938).Linz 1975, S. 266. Die Umstände der Erwerbung des Linzer "Braunen Hauses" beschreibt kurz DOSTAL Thomas: Das "braune Netzwerk" in Linz 1933-1938. In: Nationalsozialismus in Linz. Herausgegeben von Fritz Mayrhofer – Walter Schuster, Linz 2001. Bd. 1, S. 35
[27] Slapnicka II, S. 268; Slapnicka erwähnt auch unter dem Datum 12. 6. 1933 die Schließung von 60 "Braunen Häusern" in Österreich
Gemeindewahlen 1911
Gemeindewahlen 1919
Gemeindewahlen 1921
Korrektur Gemeinderatswahl 1921
Vor der Gemeinderatswahl 1924
Gemeinderatswahl 1924
Am 6. April 1924 fanden in ganz Oberösterreich Gemeindewahlen statt, die in Braunau ein überraschendes Ergebnis brachten. Es kandidierten diesmal vier Parteien, die Sozialdemokratische, Großdeutsche, Christlichsoziale und Nationalsozialistische.
Die großen Verlierer waren die Sozialdemokraten, die 329 Stimmen und vier Sitze im Gemeindeausschuss verloren, somit nur mehr 7 Vertreter entsenden konnten.
Die Großdeutschen hatten 134 Stimmen gewonnen und stellten weiterhin 7 Gemeindeauschussmitglieder.
Die Nationalsozialisten, die erstmals selbständig in der "Geburtsstadt des Führers" kandidierten, bekamen 150 Stimmen und ein Mandat.
Die großen Gewinner der Wahl waren die Christlichsozialen, die 449 Stimmen mehr als am 6. November 1921 erhielten und mit 9 Mandaten zur stärksten Fraktion im Gemeindeausschuss wurden. 1 2
1 Bei der Gemeindeausschußwahl am 6. April 1924 gaben 2478 Personen gültige Stimmen ab. Davon entfielen auf die Christlichsoziale Partei 936, die damit 9 Mandate erreichte, auf die Großdeutsche Partei 682 Stimmen und 7 Mandate, auf die Sozialdemokratische Partei 710 Stimmen und 7 Mandate, auf die National sozialistische Partei 150 Stimmen und 1 Mandat.
2 Aus "Braunau - braune Stadt? Von Mag. Florian Kotanko
Nach der Gemeinderatswahl 1924
Bürgermeisterwahl 1924
Landtagswahl 1925
Liquidation Hammer
Nationalratswahl 1930 Vorbericht
Sprengeleinteilung
Nationalratswahl 1930
Filmverbot im Gemeindeauschuss
Vor der Landtagswahl 1931
Landtagswahl 1931
Landtagswahl 1931 Nachbetrachtung
NSDAP Wahlversammlung 1931
Kaindl
Ankündigung Schirach in Braunau 1938
Hitler Ehrenbürger Ranshofen
Abstimmungsergebnis 1938
Referatseinteilung 1938
Entfernung Kaiserbüste
„Kaiser Franz Josef. Die bei der Brücke aufgestellt gewesene Büste des Kaisers Franz Josef wurde nunmehr abgetragen und dem Heimathaus in Verwahrung gegeben. Es war untunlich, dass an der historischen Stelle, an welcher der Führer österreichischen Boden betrat, ausgerechnet das Denkmal eines Habsburgers stehen bleibe. Andrerseits ist damit endlich auch desrhässliche Bretterverschlag, der das Denkmal verdeckte, verschwunden.“
Neue Warte am Inn, 13.07.1938