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Aktuelle Version vom 6. Mai 2014, 09:18 Uhr

Fritz Reithofer

Fritz Reithofer, geboren am 12. Mai 1894 als Sohn der Eheleute Franz und Amalie Reithofer in Mautern, Bezirk Krems. Nach dem Tod des Vaters 1899 zog die Mutter mit ihm und seinen drei Geschwistern, nach Krems. Dort besuchte er die Volksschule und sechs Klassen Gymnasium. Reithofer begann eine praktische Pharmazeutenausbildung in Wien, die durch den ersten Weltkrieg unterbrochen wurde. Er hatte sich im Juli 1914 freiwillig zum Militärdienst gemeldet und wurde dem Schützenregiment 21 zugeteilt. Seinen Wehrdienst beendete er 1918 im Rang eines Leutnants. Er setzte sein Pharma-Ausbildung fort, schloss diese in Stein an der Donau ab und nahm 1919 ein Studium an der Universität Innsbruck auf. Reithofer arbeitete während des Studiums als Werkstudent in einer chemischen Fabrik in Innsbruck, nach seinem Examen 1925 als Magister der Pharmazie in Kitzbühel (1926),Waidhofen (1927) und Braunau (ab 1928).1

Die politische Laufbahn

Reithofers politische Laufbahn begann in Innsbruck als Mitglied der dort ansässigen DNSAP-Ortsgruppe (Eintritt 1. Jänner 1919). Die Reichsleitung der NSDAP führte ihn ab 1930 unter der Nummer 64 619. Dieses frühe Eintreten für den Nationalsozialismus brachte ihm das goldene Parteiabzeichen ein. Seit 9. November 1938 gehörte Reithofer außerdem der SS (Nr. 310 419) als Untersturmführer, mit Ernennung vom 21. Juni 1944, als Obersturmführer an. In Braunau, er war in der Stadtapotheke beschäftigt, hatte er die Funktion des Bezirksleiters der NSDAP inne.2

Reithofer arbeitete als leitender Mitarbeiter des Österreichischen Beobachters, koordinierte Schmuggeltransporte und war auch in mehrere Sprengstoffanschläge verwickelt. Dazu gehörten die Anschläge auf den Transformator und das Wasserwerk der Stadt Braunau, das E-Werk Braunau, das E-Werk Dietfurth und die Eisenbahnbrücke der Westbahnstrecke in der Nähe von Vöcklamarkt.3

Nach dem gescheiterten Juliputsch, die Gespräche zwischen gemäßigten Nationalsozialisten unter der Führung Reinthallers und Bundeskanzler Schuschnigg waren bereits im August wieder aufgenommen worden, wurde Reithofer am 21. September 1934 mit den Agenden der Aktion Reinthaller betraut. Reithofer zur Seite gestellt waren Lengauer und Langoth. Sie sollten gemeinsam die lokale Führung der Aktion übernehmen.4

Am 13. März 1938 wurde Reithofer zum Kreisleiter des Bezirks Braunau bestellt. Seit 20. August 1938 führte er auch das Bürgermeisteramt in Braunau. Vor Kriegsende ernannte ihn August Eigruber zum Verteidigungskommissar. In dieser Funktion befahl Reithofer die Sprengungen der Straßen- und Eisenbahnbrücken von Österreich nach Bayern und der Eisenbahnbrücke bei Dietfurth. Gleichzeitig erließ er den Befehl, Braunau bis „zum letzten Mann“ zu verteidigen.5

Nach Kriegsende

Reithofer konnte in den Nachkriegswirren nicht gefasst werden, galt als vermisst und wurde schließlich am 8. Dezember 1951 vom Kreisgericht Ried für tot erklärt. Es sollte sich jedoch herausstellen, dass er noch am Leben war. Am 18. Dezember 1952 schrieb Reithofer an das Landesgericht Linz. Darin teilte er mit, dass er von dem gegen ihn anhängigen, aber unterbrochenen Strafverfahren Vg 11Vr 2753/47 (§§ 10 u. 11 Verbotsgesetz) wüsste, sich in Passau befände und bereit wäre, sich dem Gericht zu stellen, wenn er bis zur Urteilsfällung von der Untersuchungshaft verschont bleiben würde.6

Reithofers Ansuchen wurde nicht bewilligt. Der Staatsanwalt stellte vielmehr den Antrag auf Ausdehnung der Voruntersuchung auf §§ 1 Abs. 6 KVG, § 4 Sprengstoffgesetz und § 13 Abs. 2 KVG.7

Nachforschungen der bayerischen Polizei ergaben, dass Reithofer am 3. Mai 1945 die Grenze bei Burghausen überquert und sich als landwirtschaftlicher Hilfsarbeiter in Bayern versteckt gehalten hatte. Nachdem es in Österreich zur Amnestie für politisch gesuchte Angehörige der NSDAP gekommen war, hatte er im November 1953 als Apotheker in Pfarrkirchen zu arbeiten begonnen.8

Die Todeserklärung Reithofers wurde 1956 aufgehoben. Da es nicht gelang, Reithofers Beteiligung an den Anschlägen der 30er Jahre zu beweisen, wurde die Voruntersuchung gegen ihn am 13.12.1966 eingestellt.

Quellen:
BArch (ehem. BDC), PK 0113 2623, Reithofer, Fritz (12.5.1895) BArch (ehem. BDC), SSO 022B 1079, Reithofer, Fritz (12.5.1895) BArch,ZB II 1103 A, Reithofer, Fritz (12.5.1895) OÖLA, Landesgericht Linz, Strafsache Reithofer, Friedrich. 17 Vr 438/65 ÖSTA/AdR, BMI, Gauakt 353.821

Literatur:
Thomas Dostal, Das braune Netzwerk in Linz. Die illegalen nationalsozialistischen Aktivitäten zwischen 1933-1938. In: Nationalsozialismus in Linz. Hg. v. Fritz Mayrhofer und Walter Schuster (Linz 2001) 21-137

1 OÖLA, Landesgericht Linz, Strafsache Reithofer, Friedrich. 17 Vr 438/65. NSDAP-Stammbuch, 26. Mai 1938

2 ÖSTA/AdR, BMI, Gauakt 353.821, Erfassungsanträge, Personalfragebogen NSDAP.Reithofer, Fritz Mag, 2. Februar1939

3 OÖLA, Landesgericht Linz, Strafsache Reithofer, Friedrich. 17 Vr 438/65. Anzeige des Gendarmerieposten Braunau am Inn, 5. März 1947

4 Anm.: zur Aktion Reinthaller siehe Thomas Dostal, Das „braune Netzwerk“ in Linz. Die illegalen nationalsozialistischen Aktivitäten zwischen 1933 und 1938. In: Nationalsozialismus in Linz. Hg. v.Fritz Mayrhofer und Walter Schuster (Linz 2001) 21-137

5 OÖLA, Landesgericht Linz, Strafsache Reithofer, Friedrich. 17 Vr 438/65. Anzeige des Gendarmerieposten Braunauam Inn, 5. März 1947

6 A.a.O. Schreiben Reithofers, vertreten durch Rechtsanwalt Franz Zamponi, an das Landesgericht Linz, 18. Dezember 1952

7 A.a.O. Antrags- und Verfügungsbogen, 28.1.1953

8 A.a.O. Einvernahme Reithofers durch die bayerische Landpolizei, Landpolizeistation Pfarrkirchen, 10. März 1956