Umgang mit der Vergangenheit

Aus Braunau History
Version vom 17. Mai 2019, 07:41 Uhr von Admin (Diskussion | Beiträge) (28. Braunauer Zeitgeschichte-Tage „Geachtet - geächtet“)

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Die Änderung der Straßennamen 1945

"Über Auftrag des Stadtkommandanten müssen die Straßennamen, die an das 3. Reich mahnen, umbenannt werden. Dem Gemeinderat wird die Neuauswahl der Namen später mitgeteilt wer­den."

Aus dem Protokoll der Sitzung des Braunauer Gemeinderates am 17. Juni 1945


"Der Sektionsobmann Herr Schmied ersucht in Angelegenheit der Straßenbezeichnung der Stadt Braunau am Inn das Gemeindeausschußmitglied, Herrn Auer um entsprechenden Bericht und Vorschlag. Herr Gemeinderat Auer teilt mit, daß es notwendig sei, den von der nationalsozialistischen Regierung umbenannten Straßen wieder den jetzigen Verhältnissen entsprechende Bezeichnungen zu verleihen und schlägt vor:

Adolf Hitlerplatz Stadtplatz wieder Stadtplatz
Adolf Hitlerstr. wieder Salzburger-Vorstadt
Franz-Ertl-Ring wieder Ringstrasse
Baldur v. Schirachstr. wieder Jubiläumsstrasse
Nürnbergerstr. wieder Thalstrasse
SA-Straße wieder Laabstr
Die Straße bei Deinhammer neu Hugo-von-Preen-Str.
In der Werkssiedlung Ranshofen
Wöhler-Strasse neu Pfalzstraße
Clemens-Simonstr. neu Kloster-Strasse
Fritz Todtstr. neu Benno Maier-Strasse
In der Gartenstadt
Walter v. Reichenaustr. neu Franz Ambergerstr.
Günther Prienstr. neu Adolf Wenger-Str.
Helmuth Wickstr. neu Josef Reischl-Str.
Werner Mölderstr. neu Dr. Rudolf Guby-Str.
Ernst Udetstr. neu Josef Reiter-Str.
Engelbert Endrasstr. neu Franz Stelzhammerstr.
Georg R. v. Schönerer-Platz neu in die Höfterstraße einbezogen
Straße von Höft in die Au neu Au-Strasse

Gegen den Vorschlag entsteht kein Einwand. Herr Bürgermeister teilt mit, daß er die nach Braunauer-KZ-Angehörigen benannten Strassen in Form einer würdigen Feier mit den zuständigen Straßentafeln versehen wird. Der Antrag wurde einstimmig angenommen."

Aus dem Protokoll der Sitzung des Braunauer Gemeinderates am 4. Oktober 1945

Die wahre Kultur des Nationalsozialismus

Die Neue Warte am Inn berichtet am 8. November 1945 ausführlich von einer Ausstellung im Hitler-Geburtshaus. Der Artikel endet mit folgendem Text: An den Wänden Bilder von Stachl, Altmeister Preen, unseres bedeutenden Kirchenmalers Daringer und eines lange verkannten, weil religiös gebundenen Künstlers, Aloys Wach. – Verschieden der Kunstwert, aber alles Kinder eines begabten und fleißigen Volkes voll guter Tradition, die nur von einer Propagandakunst und Kunstpropaganda überdeckt worden war und jetzt wieder kräftig wirken kann und wird.

Mahnstein

Der damalige Bürgermeister Gerhard Skiba ließ den Mahnstein vor Hitlers Geburtshaus in der Salzburger Vorstadt drei Monate nach seinem Amtsantritt 1989 aufstellen. Der Zeitpunkt – zwei Wochen vor dem 100. Geburtstag Hitlers – war bedacht gewählt. Die gesamte Weltpresse lenkte die Aufmerksamkeit auf unsere Stadt. Mit dem Mahnstein setzte unsere Stadt ein unmissverständliches Zeichen dafür, wie wir in Braunau zur Vergangenheit stehen. Aus den schrecklichen Ereignissen der Vergangenheit zu lernen und nicht zu vergessen oder zu verdrängen – diese Haltung unserer Stadt wird durch die Inschrift am Mahnstein verdeutlicht:

Für Frieden, Freiheit
und Demokratie
Nie wieder Faschismus
Millionen Tote mahnen

Auf der Rückseite:
Stein aus dem
Konzentrationslager
Mauthausen
[1]

Stolpersteine in Braunau

Stolpersteine ist das Projekt des Künstlers Gunter Demnig. Mit diesen Gedenktafeln soll an das Schicksal der Menschen erinnert werden, die in der Zeit des Nationalsozialismus ermordet, deportiert, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden. Die Stolpersteine sind kubische Betonsteine mit einer Kantenlänge von 96 × 96 Millimeter und einer Höhe von 100 Millimetern, auf deren Oberseite sich eine individuell beschriftete Messingplatte befindet. Sie werden in der Regel vor den letzten frei gewählten Wohnhäusern der NS-Opfer niveaugleich in das Pflaster des Gehweges eingelassen. Mittlerweile finden sich rund 42.500 Steine nicht nur in Deutschland, sondern auch in 15 weiteren europäischen Ländern.

In Braunau erinnern seit 11. August 2006 die Stolpersteine an das Schicksal folgender Personen:
Laabstraße 75: Hier wohnte Franz Amberger, Jahrgang 1887, hingerichtet 12.2.1943, München-Stadelheim
Laabstraße 42: Hier wohnte Michael Nimmerfahl, Jahrgang 1882, denunziert, Gestapohaft Wien
Linzer Straße 36: Hier wohnte Anna Sax, Zeuge Jehovas, Jahrgang 1887, Heilanstalt Bernburg, ermordet 1942 Aktion T-4
Laabstraße 51: Hier wohnte Adolf Wenger, Jahrgang 1983, KZ Mauthausen, ermordet 7.4.1944

Braunauer Zeitgeschichte Tage

Der Verein für Zeitgeschichte mit dem Sitz in Braunau am Inn wurde 1993 gegründet. Seine Aufgabe sieht er in der Förderung des Geschichtsbewußtseins durch die Organisation von eigenen Veranstaltungen und durch die Mitwirkung bei Veranstaltungen, die ähnlichen Zwecken dienen. Die gesamte Tätigkeit des Vereins wird vom Vorstand geleitet, dem auch Vertreter politischer Parteien im Gemeinderat von Braunau angehören. Braunauer Zeitgeschichte Tage

Florian Schwanninger: Erinnern und Gedenken in Oberösterreich

1950 wurde die Buchreihe "Mitteilungen des oberösterreichischen Landesarchivs" ins Leben gerufen. Seit damals erscheinen in unregelmäßigen Abständen immer wieder neue Bände mit interessanten wissenschaftlichen Beiträgen zur Geschichte unseres Landes. Der neueste Veröffentlichung, Band 23 (2013), ISBN 978-3-902801-12-8, bietet auf 306 Seiten eine breite Themenpalette zur oö. Kunst- und Kulturgeschichte im 20. Jahrhundert. In einem Beitrag befasst sich Mag. Florian Schwanninger mit dem Thema "Erinnern und Gedenken in Oberösterreich. Eine historische Skizze der Erinnerungskultur für die Opfer des Nationalsozialismus". [2]

Glückliche Bestimmung

Diplomarbeit von Peter Draxler: Glückliche Bestimmung - Vergangenheitsbewältigung in Adolf Hitlers Geburtsstadt Braunau am Inn [3]

Geburtsort: Braunau am Inn

Wie die Braunauer/innen heute mit dem Hitler-Erbe umgehen. Judith Forster [4]

Zeitgeschichte entdecken: Braunau 1945 - 1995

Projektarbeit der Schülerinnen und Schüler des Wahlpflichtgegenstandes "Geschichte und Sozialkunde, Politische Bildung und Rechtskunde" am BG und BRG Braunau [5]

Rechtsextremismus in Braunau

Vom OÖ. Netzwerk gegen Rassismus und Rechtsextremismus wird das Dossier über rechtsextreme und rassistische Aktivitäten mit Oberösterreich-Bezug herausgegeben, dessen aktuellste Fassung (Stand 1. März 2013) folgende Hinweise auf Braunau enthält:
Im April und Mai 2009 will die „Nationale Volkspartei“ (NVP) – ihr Parteiprogramm stammt zum Teil wortwörtlich aus einem Schulungstext der SS – zwei Aufmärsche in Braunau und Linz durchführen, die nach breiten Protesten verboten werden.

Im April 2012 versuchen Rechtsextremisten eine antifaschistische Demonstration in Braunau zu stören – unter anderem durch „Sieg Heil“-Rufe und eine Rauchgranate. Die Polizei nimmt eine Person fest und erstattet mehrere Anzeigen nach dem Verbotsgesetz. Noch im Jänner 2012 hatte ein Sprecher der Braunauer Polizei behauptet, im Bezirk gebe es keine rechtsextreme Szene, nur „rechts angehauchte Gruppen“.

Im Februar 2013 werden vom Landesgericht Ried im Innkreis drei junge Rechtsextremisten wegen NS-Wiederbetätigung zu bedingten Freiheitsstrafen von jeweils sechs Monaten verurteilt. Sie haben unter anderem mit einem Bombenanschlag gedroht und am Ende einer antifaschistischen Demonstration in Braunau eine Rauchgranate geworfen. Vor Gericht stehen sie zu ihrer Gesinnung. Zwei der drei Urteile werden rechtskräftig. Datei:Dossier Rechtsextremismus.pdf

Unter dem Titel "Neues von ganz rechts" informiert das Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes (DÖW) über aktuelle rechtsextreme Aktivitäten in ganz Österreich.

Braunauer Gemeinderat: Anna-Sax-Straße

Der Braunauer Gemeinderat beschloss in seiner Sitzung am 12.12.2013 auf Antrag des Kulturausschusses, den neuen Straßenzug im Bereich Klostermühlstraße-Raffoldstraße-Haunerstraße, Stadtteil Ranshofen, in Anna Sax-Straße umzubenennen.

23. Braunauer Zeitgeschichte-Tage: "endlich Deutsch – Österreich zwischen Anschluss und Krieg"

Die 23. Braunauer Zeitgeschichte-Tage vom Freitag, 26. September, bis Sonntag, 28. September 2014, beschäftigen sich mit dem Zeitraum vom 12. März 1938, also dem Einmarsch deutscher Wehrmachts- SS- und Polizeieinheiten in Österreich, bis zum 1.September 1939, dem deutschen Angriff auf Polen, der den Zweiten Weltkrieg auslöst.
Hier das Programm: 23. Braunauer Zeitgeschichte-Tage
Bericht Fernsehsender HT1

24. Braunauer Zeitgeschichte-Tage: "Schicksalsort Lager"

Die 24. Braunauer Zeitgeschichte-Tage vom Freitag, 25. September, bis Sontag, 27. September 2015, beschäftigen sich mit einem in diesem Jahr aktuellem Thema: "Schicksalsort Lager".
Hier das Programm: 24. Braunauer Zeitgeschichte-Tage

25. Braunauer Zeitgeschichte-Tage: "Macht der Bilder - Bilder der Macht"

Die Veranstaltung feiert heuer das 25-Jahr-Jubiläum. Als Thema wählten die Verantwortlichen "Macht der Bilder - Bilder der Macht". Termin: Freitag, 23. September 2016, 19.30 Uhr, bis Sonntag, 25. September 2016 mittags.

Veranstaltungsort: GUGG Kulturhaus der Stadt Braunau, Palmstr. 4, 5280 Braunau. Eintritt frei Das Programm im Detail: [1]

26. Braunauer Zeitgeschichte-Tage: "Religion und Moderne"

Die 26. Braunauer Zeitgeschichte-Tage beschäftigen sich mit der Rolle von Religion(en) in der gegenwärtigen modernen Gesellschaft. Angesichts der zunehmenden politischen Instrumentalisierung der Religionsfrage werden einerseits die Dialoge zwischen den Religionen und andererseits jene zwischen den staatlich gestaltenden und den religiösen Kräften Momente von zentraler Bedeutung und Herausforderung sein, wenn es um die Sicherung des sozialen Friedens und der politischen Stabilität in Europa geht.

Im Rahmen der Tagung wird der Egon Ranshofen-Wertheimer-Preis 2017 an Botschafter a. D. Dr. Paul Leifer vergeben, der 1973 nach dem Militärputsch in Chile zahlreiche politisch Verfolgte in der österreichischen Botschaft aufnahm und ihnen die Ausreise nach Österreich und damit die Rettung ermöglichte.

26. Braunauer Zeitgeschichte-Tage:
Termin: Freitag, 22. September, bis Sonntag 24. September 2017.
Veranstaltungsort: GUGG Kulturhaus der Stadt Braunau, Palmstr. 4, 5280 Braunau. Eintritt frei
Das Programm im Detail: [2]

28. Braunauer Zeitgeschichte-Tage „Geachtet - geächtet“

Die 28. Braunauer Zeitgeschichte-Tage werden sich von Freitag, 27., bis Sonntag, 29. September, unter dem Titel "Geachtet - geächtet" mit Kunst / Künstler/innen, ihren Höhenflügen und Abstürzen in der öffentlichen oder auch veröffentlichten Wahrnehmung beschäftigen.

Der Bogen der Beiträge, welche in- und ausländische Fachleute präsentieren, spannt sich von der prinzipiellen Frage, ob bei der Bewertung eines Kunstwerkes negativ konnotierte Einstellungen bzw. Handlungsweisen der Person, die es schuf, tendenziell oder gar prinzipiell zu ignorieren seien. Dazu gehören natürlich nicht nur politische Vereinnahmung und die mit dem Wechsel politischer Verhältnisse einher gehende Änderung der Beurteilung, sondern auch die Frage der Beziehung von Kunstwerk, Künstler/in und Moral ("Das Talent eines Menschen versöhnt uns oft mit der Fragwürdigkeit seines Charakters ..." Arthur Schnitzler) – weit über die „me too-Diskussion“ hinaus.
Ferner wird über die Rolle von bildenden Künstlern, Musikschaffenden, Literaten und Architekten in Diktaturen diskutiert bis hin zu einem Überblick über Ausstellungen und Ausstellende 1943/44 in der Braunauer „Galerie in des Führers Geburtshaus“.
Zur Einstimmung wird am Donnerstag 26. September, 19.30 Uhr, im GUGG der NS-Propagandafilm „Kolberg“ gezeigt und in seinem Kontext von der Filmwissenschafterin R. Killius (Frankfurt/M.) kommentiert. Dazu wird auf die Biografien von Hauptdarstellern und des Regisseurs vor und nach 1945 eingegangen.
Im Rahmen der Tagung werden am Samstag, 28. September, 19.30 Uhr besondere Initiativen ausgezeichnet: Der Verein für Zeitgeschichte hat der Stadt Braunau vorgeschlagen, den Egon-Ranshofen-Wertheimer-Preis 2019 an Dr. Regina Watschinger, Linz, stellvertretend für ihren verstorbenen Onkel Dr. Herbert Watschinger und damit stellvertretend für alle zu verleihen, die aus eigener Initiative soziale / karitative Grundlagenarbeit in Ländern, die damals als "Dritte Welt" bezeichnet wurden, geleistet haben.
Der Egon-Ranshofen-Wertheimer-Sonderpreis 2019 soll an die Initiative "Eine Welt" (IEW) Braunau gehen, um damit jene lokale Gruppe zu würdigen, die seit 1978 Projekte der Entwicklungszusammenarbeit in Afrika und Lateinamerika unterstützt. Weitere Infos: www.zeitgeschichte-braunau.at

Einzelnachweise

  1. http://www.braunau.at/system/web/sonderseite.aspx?menuonr=220524132&detailonr=220524132
  2. http://www.landesarchiv-ooe.at/xchg/SID-43EE0F18-C5093FC3/hs.xsl/2679_DEU_HTML.htm
  3. "Glückliche Bestimmung. Vergangenheitsbewältigung in Adolf Hitlers Geburtsstadt Braunau am Inn." Peter Draxler, Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades eines Magisters der Philosophie, Universität Innsbruck, Februar 2010
  4. "Geburtsort: Braunau am Inn. Wie die Braunauer/innen heute mit dem Hitler-Erbe umgehen." Judith Forster, Diplomarbeit zur Erlangung des akademischen Grades Magistra der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Universität Wien, 2012
  5. Projektarbeit der Schülerinnen und Schüler des Wahlpflichtgegenstandes "Geschichte und Sozialkunde, Politische Bildung und Rechtskunde" am BG und BRG Braunau. Teilnehmer: Chabera Martin, Dicker Claus, Gollhammer Angela, Hawlik Peter, Hertwich Rainer, Iozu Magdalena, Kienesberger Yvonne, Mayr Julian,Täuber Christina, Weibold Thomas, Weickenkas Edith, Oktober 1995